Aphrodites Haustier

Was das freche ausgebüchste Fabelwesen wohl an dem irdischen Strand zu suchen hatte?

Text: Ferdinand Vetter / Foto: Erika Lust

Ein einsamer Strandabschnitt mit Felsen. Dazwischen warmer Sand, von der Sonne erhitzt. Ruhiges Wellenrauschen, sanfte Spätsommersonne. Ein großes Handtuch leicht verdeckt im warmen Sand zwischen den Felsen, ein sanfter Lufthauch der die stehende Hitze weg trägt. Stille, verstärkt vom Zischen des Wassers, wenn es in leichten Wellen den Sand hochläuft, durchbrochen vom klatschenden Geräusch der Wellen an den Felsen. Ruhig, eintönig, einschläfernd.
Eine Frau, ihre Blöße bedeckt mit einem Bikini, liegt auf dem Handtuch, lässt sich nach einem erfrischenden Bad trocknen, döst, schläft. Sie befindet sich in diesem entspannenden Zustand zwischen der realen Wahrnehmung und dem Reich der Träume.

Die Sonne erwärmt die Haut und ist im Wechselspiel mit der Meeresbrise, die die Hitze wieder davon trägt. Die linke Brust wird sanft, warm und weich umfaßt, leicht zusammengedrückt. Der Brustansatz massiert, die Muskeln auf den Rippen entspannen sich durch die sanfte, pulsierende Massagebewegung. Der leichte, warme Druck lässt die Brust anschwellen, sich aufrichten. Ein zweiter Arm legt sich genauso warm und weich um die rechte Brust. Das sanfte Wechselspiel von Druck und Lösen um die Brüste lässt die Nippel wachsen, zusammenziehen und hart werden. Irritierend sind die Gefühle, der Zwiespalt zwischen totaler Entspannung und aufsteigender Erregung. Zwei Fingerspitzen berühren ganz leicht die harten Nippel, zwei Blitze jagen die Hügel hinunter, breiten sich in der Brust aus. Als Antwort saugt die Lunge die Meeresluft ein, die Wirbelsäule biegt sich nach oben und die Nippel recken sich den tastenden Finger entgegen.

Ein wohlige Seufzer entweicht der Kehle als sich der Körper wieder entspannt. Entspannung ist aber offensichtlich nicht im Sinn der Arme und Fingerspitzen. Sie fangen wieder mit der Massage und den tastenden Berührungen an, sorgen für einen langsamen, wohligen Spannungsanstieg.
Ein warmes, kreisendes Ausstreichen des Bauches im Uhrzeigersinn beansprucht einen Teil der Aufmerksamkeit die bisher auf die Brust Massage gerichtet war. Auch diese Berührung ist weich entspannend, beide Strömungen schwellen zu einem großen Strom einer, warmen, gebogenen Stimmung an, deren Oberfläche von leichten Wellen der Erregung gekräuselt wird. Der Ursprung dieser Erregung ist ganz klar in den, durch die Massage aufgerichten, Nippeln verortet.
Die kreisenden Berührung am Bauch deckt inzwischen die Fläche zwischen dem Rippenbogen und dem Schamhügel ab. Dabei schiebt sich selbstverständlich der Finger über die Haut unter den Bund des Bikinihöschens, angenehm vertraut. Genauso vertraut ist aber auch die Berührung an der Brust, die im Wunsch nach mehr, zu einem aufgewölbten, den Berührungen entgegen streckenden, Brustkorb führt. Die durchgebogene Wirbelsäule spiegelt den Spannungsbogen der erregenden Gefühle, die dieses Massagespiel mittlerweile erzeugt hat. Der tief im Innern lauernde Wunsch nach mehr, mehr Erotik, mehr Sex, mehr Orgasmus, steigt entlang des Spannungsbogens an die Oberfläche der Gefühlswelt.

Der schmale Spalt zwischen den Beinen wird so heiß wie der sonnengewärmte Sand. Die Schwellkörper unter den Schamlippen füllen sich, die Perle der Klitoris sehnt sich die Berührung der Nippel herbei. Der Finger auf dem Schamhügel wandert tiefer in Richtung Perle, langsam, unerträglich langsam. Die eigenen Hände, die einen Ausweg aus der Spannung bewirken könnten, sind damit beschäftigt in das Handtuch zu krallen und damit die erotische Energie aus dem Oberkörper in den Boden abzuleiten. Endlich hat der Finger die Perle erreicht, berührt die Spitze der Klitoris, der Funke springt über. Blitzartig verbreiten sich die Schockwellen der Lust durch den Unterkörper, sammeln sich im Becken und werden von dort in Richtung Brust und Lunge geschickt. Aus der Lunge entweicht stöhnend die Luft in einem langen Seufzer, hinter den geschlossenen Liedern findet ein Feuerwerk aus Lichtblitzen statt. Langsam umkreist der Finger mehrmals die Perle und spannt die erotische Feder mit streichender Bewegung wieder vor. Nur um im nächsten Moment über die geschwollenen Schamlippen zu streichen und sich in kreisenden Bewegungen dem Muttermund zu nähern und die Vagina zu umspielen. Alle berührten Partien werden aber trotzdem weiter berührt und gestreichelt. Mit der Zunahme der berührten Haut nimmt auch die Erregung immer weiter zu. Die Atmung geht nur noch stoßweise, jappsend versucht die Lunge so viel Sauerstoff wie möglich aufzunehmen. Die Lippen sind weit geöffnet und die Luft bahnt sich geräuschvoll den Weg. Mit dem Passieren des Fingers und seinem Eindringen durch den Muttermund brechen alle Dämme. Die aufgestaute Energie, die angesammelt Erotik bricht sich in einem wilden Orgasmus ihre Bahn. Die Skene-Drüsen ejakulieren ihre Säfte, die Muskeln ziehen sich zusammen und lösen sich wieder, der Körper ist in Aufruhr und ein tiefes orgiastisches Stöhnen kommt tief aus der Lunge und entweicht über die Lippen. Aber auch in die Arme und Finger kommt mehr Bewegung, passt sich dem weiblichen Rhythmus an. Wie Tentakel bewegen sich die Arme und Finger über die gereizten, erotischen Punkte und wandern auch noch weiter. Zielsicher ist die Gräfenberg-Zone erreicht und wird stimuliert.

Aber auch der Anus ist nicht tabu. Ein dünner Finger dringt dort ein und füllt diesen ebenfalls aus. Ein vollständig ausgefüllte Unterleib mit auf und ab bewegenden Fingern zusammen mit einer Brustmassage und gereizten Nippeln halten den weiblichen Körper auf einem hohen, orgastischen Niveau. Ein Orgasmus nach dem nächsten bricht sich die Bahn bis die Kräfte schwinden und sich eine entspannende Leichtigkeit und Müdigkeit ausbreitet. Gleichzeitig ziehen sich die Arme und Finger zurück, halten noch warmen Kontakt, geben Geborgenheit, beenden das Fordern. Leicht treiben die Gedanken durch den Traum, begegnen Fabelwesen, bunt schillernden Fischen, Seesternen, leuchtenden, durchscheinend Quallen oder auch Kraken mit warm leuchtenden Augen. Friedlich gleiten alle umeinander her. Und ist da oben nicht ein heller Schein? Das muss die Wasseroberfläche sein. Auftauchen aus diesem wunderschönen Traum.

Da liegt die Frau auf ihrem Handtuch, irgendwie benommen, ausgelaugt, aber der Schlaf und der Traum haben sie auch entspannt und glücklich gemacht. Von Ferne ruft eine weibliche Stimme nach ihrem Hund. Das Handtuch ist völlig zerwühlt; durch die körperliche Reaktion auf den Traum? Der Bikini, nass vom vorhergehenden Bad, hat die Liegefläche sehr durchfeuchtet. Aber auf dem Handtuch liegt auch noch ein zusammengerolltes Knäul das vorher noch nicht da war. Nach einem ersten Schreck versenken sich die Augen der Frau in den großen, dunklen Augen der undefinierbaren Kugel und lassen Ruhe und Geborgenheit aufkommen. Diese Ruhe wird durch eine Stimme und Präsenz unterbrochen, von einem weiblichen Wesen, das zwischen den Felsen hervortritt und nach Kraki ruft. Und dann steht die Göttin Aphrodite vor dem Strandtuch, betrachtet kurz die sich ihr bietende Szene und beginnt strahlend zu lächeln. Aber es ist nicht nur das Lächeln, die ganze Person wirkt so – feminin, aufreizend, erotisch, anziehend, einfach göttlich.

Kraki und die Frau auf dem Handtuch sind erstarrt bis sie wieder das Wort ergreift. Darf ich mich vorstellen – Aphrodite und der kleine Kerl da, der sich auf ihrem Handtuch niedergelassen hat hört auf den Namen Kraki. Offensichtlich war Aphrodite in Plauderlaune. Kraki merkte, dass er jetzt wohl im Mittelpunkt stand und entrollte sich etwas. Er war tatsächlich eine Art Krake, diese Art wie sie nach den Orgasmen durch den Traum geschwommen waren. Aphrodite erklärt dass Kraki zur Gattung der Orgastiers gehört, kleine Fabelwesen, die sich von der Energie weiblicher Orgasmen nähren. Dazu müssen sie natürlich die Frau, deren Orgasmusenergie sie aufnehmen wollen, zu Orgasmen bringen. Sie haben dazu Fähigkeiten ausgebildet, eine Frau an möglichst vielen erotischen Stellen mit ihren Armen zu berühren und zu erregen. So ganz langsam wurde der Frau bewusst, dass der Traum Realität und der feuchte Fleck von ihrem Ejakulat kam und kein Meerwasser war. Offensichtlich war das kleine Wesen ein Meister seines Fachs. Ein persönliches Orgastiers, allzeit ein erfülltes Sexualleben – als hätte Aphrodite die Gedanken gelesen, fuhr sie mit der Beschreibung dieser kleinen Kerlchen fort. Mindestens zwei Mahlzeiten am Tag sind lebensnotwendig, besser drei. Also zwei bis drei Orgasmen über den Tag verteilt, gut. Jeden Tag, an 365 Tagen im Jahr, realistische Zweifel melden sich. Im Olymp leben Frauen, die für die Versorgung der Orgastiers zuständig sind und diese hüten. Aber manchmal entwischt doch so ein Kerlchen und nascht in fremden Gefilden bei den Irdischen, so wie heute. Vielleicht kann er ja morgen wieder für einige Zeit entwischen. Sie wird am Strand sein. 

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