Text: Katharina Kettenhummer
Ich kann den Regen riechen, bevor er da ist. Ich liebe den Geruch, die feuchte Luft, die dieses erfrischende Nass mit sich bringt. Ich sehne mich danach, diesen Regen auf meiner Haut zu spüren. Der Wind nimmt immer mehr zu, doch die Hitze der letzten Tage kann auch er nicht vertreiben. Von meiner Terrasse aus kann ich sehen, wo der Regen bereits niedergeht und lange kann es nicht mehr dauern, dann werde ich ihn auch hören. Mit meinen Händen stütze ich mich am Geländer ab, während der Wind die Bluse, die offen an meinen Seiten liegt, nach hinten weht. Sehnsucht erfüllt mich und Vorfreude. Es ist wie ein Rausch, ich weiß genau wie unglaublich es sich anfühlt, doch komme ich viel zu selten dazu es auszukosten. Meine Beine tragen mich, ohne mein Zutun, immer weiter auf die offene Wiese hinaus. Fast so als wüsste mein Körper ganz genau, wonach meine Seele sich sehnt. Oder umgekehrt. Meine Bluse rutscht immer weiter über meine Schultern und nach einer Weile lasse ich sie einfach zu Boden gleiten. Und dann spüre ich sie. Die ersten Tropfen auf meiner Haut. Fühle wie sie sich einen Weg nach unten bahnen, wie die Schwerkraft sie zu sich holt und dabei kleine nasse Spuren auf meinem Körper hinterlässt. Meine Beine bewegen sich nicht mehr. Warten. Bis die Wolken endlich ganz über mir sind und mich einhüllen, mich umarmen und willkommen heißen. Gänsehaut überzieht meinen ganzen Körper. Meine Brustwarzen recken sich der Erfrischung entgegen. Mit erhobenem Kopf lasse ich dankbar die Fluten auf mich niederregnen. Genieße jeden Tropfen auf meiner Haut. Spüre wie Wind und Regen meine Sehnsucht stillen. Fast wie ein Orgasmus. Oder sogar besser.
Vielleicht sieht es verrückt aus, wenn man eine Frau so nackt im Regen stehen sieht. Vielleicht könnte man sie für durchgeknallt halten. Vielleicht versteht sie aber auch einfach nur genau, wonach sie sich sehnt und ist mutig genug, es sich auch zu holen.
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