Nylons – Erotisch bestrumpft

Wie aus einem Alltagsgegenstand ein Fetischsymbol wurde und wie angenehm es sich damit leben lässt, haben wir Nora Schwarz, bekennende Nylon-Trägerin und Autorin mehrerer Nylon-Novellen, gefragt.

Interview: Janina Gatzky
Fotos: Yvonne Sophie Thöne

Ein Auszug aus dem Gespräch mit Nora Schwarz:

Beginnen wir ganz am Anfang. Wie ist die Nylon entstanden bzw. wer hat sie erfunden?

Die Geschichte begann eigentlich relativ unerotisch. Der Forschungsleiter des US-amerikanischen Chemiekonzerns DuPont, Wallace Hume Carothers, entwickelte die erste Nylonfaser. Das war 1935. Nylon setzt sich aus den Anfangsbuchstaben des Ausspruchs „Now you lousy old Nipponese!“ zusammen, weil Nylon eine ernstzunehmende Konkurrenz zur japanischen Seide darstellte, die bis dato für Damenstrümpfe verwendet worden war. 1938 präsentierte DuPont die Nylonfaser auf einer Ausstellung. Später wurde das Material militärisch genutzt, beispielsweise für Fallschirme.

Wie erkennt man echte Nylons?

Am Material. Es geht bei echten Nylons gar nicht einmal so sehr darum, dass sie eine Naht haben oder eine verstärkte Ferse. Entscheidend ist, dass es reines Polyamid ist, eine Kunstfaser aus Kohlenstoff, Wasser und Luft, der keine anderen Bestandteile beigemischt werden. Man erkennt Nylons daran, wie sie sich anfühlen. Es ist ein großer Unterschied zur Haptik von Strumpfhosen oder halterlosen Strümpfen.

Früher waren Nylons ein begehrter Alltagsgegenstand. Heute sind sie ein Fetischsymbol. Wie kam es zu diesem Wandel?

Man sagt, dass die Entdeckung des Minirocks und die gleichzeitige Entwicklung der Strumpfhose der Tod für den Nylonstrumpf waren. Es ging auch um Bequemlichkeit. Ich weiß noch, dass meine Mutter immer erzählt hat, wie großartig es die Frauen Ende der 60er Jahre fanden, dass es endlich Strumpfhosen gab und man nicht ständig dieses umständliche Gefummel mit dem Strapshalter hatte. Der Minirock hätte die Nylons sichtbarer gemacht, was zu vulgär ausgesehen hätte. Nylons verschwanden mit dem Beginn einer neuen Modeepoche. Man musste sich förmlich auf sie zurückbesinnen. Und weil sie so vollständig aus dem Alltag verschwunden waren, blieb nur noch die erotische Konnotation übrig.

Waren Nylons denn in den 40er und 50er Jahren nicht auch schon ein Sexsymbol?

Ganz sicher. Schon alleine deswegen, weil zum ersten Mal in der Geschichte der Mode ein Teil der weiblichen Unterwäsche sichtbar wurde. Das begann in den 20er Jahren, als die Kleider und Röcke kürzer wurden. Ich denke, dass das Wissen, dass Nylonstrümpfe immer mit einem Strapshalter getragen werden mussten, die Leute schon irgendwie beeinflusst hat und im Kopf sichtbar wurde, was nach außen hin unsichtbar blieb.

Was Nora Schwarz noch über Nylons und zu ihrem eigenen Fetisch erzählt hat, lesen Sie im vollständigen Interview in Séparée No.7.

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