Die böse Fee

Wie erlebt eine Casual Daterin Männer beim Seitensprung? Séparée hat dazu ein Interview geführt.

S. ist 35, seit zehn Jahren verheiratet, hat zwei Söhne und lebt mit ihrem Mann in einer offenen Beziehung. Über Internet-Plattformen trifft sie regelmäßig andere Männer. Viele davon sind verheiratet oder in einer festen Beziehung. Wie erlebt eine Casual Daterin Männer beim Seitensprung?

„Keiner der Herren hätte seine Frau auch nur ansatzweise verlassen wollen.“

Interview: Hannah Brandt
Foto: © saintclair23 – Fotolia.com

Séparée: Du schläfst mit Männern, die eigentlich in festen Händen sind. Offenbar reicht ihnen die etwas saloppe Interpretation des Treuegelübdes: „Appetit darf man sich holen, aber gegessen wird zu Hause“ nicht. Was gibst du diesen Männern, was sie bei ihren Frauen nicht bekommen?

Nach meiner Meinung ist das Fremdgehen für Männer ein „Ausbrechen“ aus dem Alltag. Sie wollen einfach nur mal etwas Aufregendes, Verrücktes erleben. Auch etwas Anderes, Reizvolles kennen lernen und machen. Die meisten Männer, die ich kennen lernen durfte, sind verheiratete Familienväter, beruflich „oben angekommen“, denen eigentlich nichts fehlen dürfte. Trotz allem fehlt ihnen irgendwann der Kick. Sie meinen wohl, diesen beim Fremdgehen ausleben zu können. Die meisten Männer merken jedoch danach, dass das Fremdgehen sie doch nicht wirklich befriedigt oder die Angst vor einer Wiederholung zu groß ist. Dann reicht ihnen das Erlebte als Kopfkino.

Wie oft triffst Du einen Mann denn im Durchschnitt?

Das ist ganz abhängig davon, wie die Lust vorhanden ist. Generell suche ich mir meine Dating-Partner sehr genau aus. Optimal wäre es natürlich, wenn das Treffen beiden so zusagt, dass man regelmäßige Dates anstreben kann. Das gestaltet sich allerdings nicht immer einfach. Es muss schon einiges „passen“. Aber mit der Zeit kann ich das gut selektieren!

Und wie lange dauert eine Affäre üblicherweise?

Diese Frage kann ich pauschal gar nicht beantworten. Eine Affäre ist für mich kein Mann, den ich drei bis vier Mal treffe. Für mich persönlich gehört zu einer Affäre ein gewisser Grad an „Gefühlen“. Echte Affären hatte ich bisher zwei, wovon eine noch läuft und hoffentlich niemals endet.

Also hat es da schon gefunkt?

Ja, das war recht am Anfang, als ich mit dem Casual Dating anfing. Er ist auch verheiratet und Vater. Wir haben bis heute innigen Kontakt, fast täglich. Haben sämtliche Höhen und Tiefen der letzten Monate mit dem Anderen gefeiert, erlebt, ausgehalten. Es ist ein besonderes Verhältnis.

Das klingt jetzt aber nicht nach „casual“, sondern ziemlich ernst.

Ja, es ist nur dem Umstand zu verdanken, dass wir recht weit entfernt voneinander wohnen und uns so selten sehen können, dass wir unsere Familien nicht verlassen haben. Würden wir uns öfter sehen, würde das in einer Katastrophe für alle Beteiligten enden.

Wie schützt Du Dich eigentlich davor, Dich nicht ständig in einen der Männer zu verlieben?

Nun, wirklich schützen kann man sich nicht davor. Als ich am Anfang des Casual Datings stand, hatte ich schon ein- oder zweimal Gefühlswirrwarr. Das gab sich aber wieder. Ich habe mir klar gemacht, dass das, was ich da gerade erlebe, nur positiv ist und ich nur die schönen Momente mit den Männern teile. Keine Alltagssituationen! Das hat das Ganze dann wieder etwas entzaubert und mich zurück in die Realität geführt.

Typischerweise wissen die Frauen wohl nichts von den amourösen Abenteuern ihrer Männer. Wie erlebst du das?

Das kommt immer auf das Paar selber an. Mein Mann und ich haben uns bewusst für die Option einer „offenen“ Beziehung entschieden. Der Wunsch nach Sex ist bei uns sehr unterschiedlich ausgeprägt. Bei mir mehr, bei ihm weniger. Wir haben so einen guten Mittelweg für uns gefunden. Auch wenn es wahrscheinlich für meinen Mann nicht immer schön ist, seine Frau mit anderen Männern zu teilen. Aber ich habe bisher noch keinen Mann getroffen, dessen Frau wusste, dass ihr Mann Sex mit anderen Frauen hat. Es sei denn, sie haben bewusst als Paar gesucht. …

 
 

Das vollständige Interview lesen Sie in Séparée No. 5. Im zweiten Teil geht es unter anderem darum, ob man Männern ansehen kann, dass sie fremdgehen und wie sie mit ihrem schlechten Gewissen umgehen.

 

Aktuelle Ausgabe

Newsletter



Unsere Auswahl

weitere

Beiträge

Noch mehr Lustvolles und Wissenswertes

Erika Lust: Ich wusste früh, was gute Pornofilme sind

Seit 20 Jahren produziert die Schwedin Erika Lust Erotikfilme. Ihr Name ist dabei Programm: Es geht um Spaß beim Sex, ob nun auf ihrer Plattform „Lust Cinema“ mit eher soften Movies oder den härteren auf „XConfessions“. Wir haben mit der renommierten Feministin über ihr diesjähriges Jubiläum und die Veränderungen in der Pornobranche gesprochen.

Mehr lesen