Text: Lea Becker
72.000 Frauen in Deutschland erkranken jedes Jahr an Brustkrebs. Die Diagnose macht vor vor keinem Alter und keinem sozialen Status halt. Parallel dazu werden immer bessere Früherkennungs- und Behandlungsmethoden entwickelt. Selbst Hollywood-Stars wie Angelina Jolie beschäftigt es – die Schauspielerin nahm eine präventive Brustamputation vor und
machte eindrucksvoll auf das Thema Mastektomie (die operative (Teil-)Entfernung der Brust) aufmerksam. Hat eine Frau eine Operation und eine Chemotherapie überstanden, so ist sie von den Strapazen körperlich und seelisch gezeichnet. Und auch, wenn ihr vielleicht gar nicht danach ist, muss sie sich mit Mode und Wäsche beschäftigen. Sie wird eine Brustprothese brauchen, oder einen speziellen BH benötigen. Beides muss unter einer Bluse oder einem engen Shirt gut aussehen – so, als sei alles „ganz normal“. Prothesen-BHs gibt es im Sanitätsfachhandel – gleich neben den Einlagen für Plattfüße und den Rollatoren. Aber möchte man dort nach Unterwäsche Ausschau halten und sie anprobieren? Wohl kaum! Und es braucht manchmal auch mehr als nur ein Stück Stoff bei einem solch intimen Wäschekauf: ein Lachen, ein paar warme und sensible Worte, ein offenes Ohr. Einen Ort, wo Frau sich so zerbrechlich zeigen kann, wie sie ist. Und dass nicht unter Hallogenbeleuchtung und bei Desinfektionsmittelgeruch. Und vielleicht möchten die erkrankten Frauen auch nicht auf Spitze, Stickerei und Strass verzichten, wenn sie Dessous shoppen gehen. Es stellt sich die Frage: Gibt es elegante Dessous, vielleicht sogar sexy Lingerie für Brustkrebspatientinnen in einer stylishen Boutique zu kaufen? „Ja!“, lautet die Antwort der 31-jährigen Stuttgarterin Jana Wagner, die kürzlich eine schicke Boutique für Dessous und Bademoden für Frauen mit / und nach Brustkrebs eröffnete. Die Gründerin ist mit der Thematik vertraut: Ihre Mutter erkrankte 2007. Jana Wagner erzählt: „Ihre Brust musste entfernt werden, aber Modebewusstsein und Lebensfreude blieben. Meine Mutter hat immer gesagt: Das Leben ist kurz, heftig und wunderbar!“ Sie besuchte gemeinsam mit ihrer Mutter in dieser Zeit viele Fachgeschäfte und bemerkte den Mangel an schicker Wäsche und sensibler Beratung. Das missfiel ihr. Und sie will es anders und besser machen. „Mein Ziel ist es, Frauen ein Stück Normalität und ein stilvolles Einkaufserlebnis abseits von steriler Funktionalität bieten.“ Und der kesse Name ihrer Dessous-Boutique ist dabei Programm: ‚Le Néné’ als frecher französischer Ausdruck für die weibliche Brust nimmt den Schreck und lädt ein in ein charmantes Ambiente. Die kleine elegante Boutique mit Retro-Charme im Stuttgarter Westen ist mit Liebe zum Detail eingerichtet. Frauen finden hier Modelle von Prothesen- und Spezialherstellern wie zum Beispiel Anita, Amoena, Royce, Ada van Moorst – außerdem ausgewählte Dessous der Original-Kollektionen hochwertiger Wäscheanbieter wie Panache, Dacapo und Vanity Fair, die individuell vor Ort an die Bedürfnisse der Kundinnen angepasst werden. Alltags- und Sport-BHs, Bademode, geschmackvolle Hüte, Tücher und Mützen sowie französische Teesorten und spezielle Hautpflege für den Regenerationsprozess komplettieren das liebevoll ausgesuchte Sortiment. Und bei Le Néné soll künftig noch mehr passieren als nur die reine BH-Beratung oder ein Plausch unter Frauen: Regelmäßige Veranstaltungen sind geplant, denn Jana Wagner möchte Raum schaffen für Frauen, die trotz Brustkrebs ihre Weiblichkeit selbstbewusst leben.