Interview: Brenda Strohmaier / Foto: Anna Carina Porth
Séparée: Für Sie ist nicht nur die Zeugung, sondern auch die Geburt ein sexueller Akt. Da brauchen sogar wir jetzt etwas Sexualkunde…
Amira Gorski: Bei einer Geburt schüttet die Frau die gleichen Hormone aus wie beim Orgasmus, darunter Endorphine und Oxytocin. Auch mechanisch sind es ähnliche Vorgänge: Die Vagina wird stark geweitet, etwas Großes kommt hindurch. Das Gefühl, das dabei entstehen kann, erleben einige Frauen, die in einer entsprechenden Umgebung und mit den richtigen Menschen gebären, als einen Orgasmus. Hormonell gesehen ist dies jede natürliche Geburt auch, nur eben so riesengroß und ungewohnt, dass viele Frauen es nicht als solchen deuten würden.
Kommt ein Orgasmus bei der Geburt denn häufig vor?
Die meisten Frauen gebären im Krankenhaus, wohl eines der ungünstigsten Settings für Intimität oder gar Sexualität. Aber viele Frauen hätten absolut das Potential dazu. Leider ist es so ein Tabuthema, dass die wenigsten Frauen sich trauen, frei darüber zu sprechen. Deshalb schreibe ich gerade ein Buch, für das ich bereits mit über 40 Frauen gesprochen habe, die eine lustvolle Geburt erlebten. Manche hatten einen physischen Orgasmus wie beim Masturbieren oder beim Sex mit dem Partner, andere beschreiben es eher als ein Ekstase-Höhepunkt, ähnlich einem energetischen Orgasmus, wie wir ihn aus dem Tantra kennen. Inzwischen gibt es hierfür einen Begriff: Birthgasm, dieser stammt von Debra Pascali-Bonaro, die 2009 einen Dokumentarfilm über „Orgasmic Birth“ gedreht hat. Der Film war superwichtig, weil es seitdem endlich Vokabeln und auch Bilder für etwas gibt, worüber kaum jemand redet.
„Orgasmic Birth“ und „Birthgasm“ klingen allerdings auch nach OrgasMUSS. Von wegen: Jetzt sollen wir Frauen auch noch das beste aus der Geburt rausholen!
Ich weiß. Viele Frauen sagen, dass ihnen das zusätzlich Druck macht. Deswegen spreche ich lieber davon, dass es die Möglichkeit gibt, eine Geburt lustvoll zu erleben. Uns ist gar nicht bewusst, wie negativ unsere Geburtserwartungen geprägt sind. Schon das Wort Wehen lässt unseren Körper sich auf Schmerzen vorbereiten. Ich habe gelesen, dass eine Frau mit 30 in den Medien schon 400 negative Geburten gesehen hat, bei denen die Frau eigentlich immer auf dem Rücken liegt und vor Schmerzen schreit wie am Spieß. Deshalb ist es so wichtig, unser Mindset mit anderen Bildern und Erzählungen zu „überschreiben“ und dafür zu öffnen, dass Geburt auch lustvoll sein kann.
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Was zu einer lustvollen Entbindung beitragen kann und wie Amira Gorski ihren spontanen Birthgasm erlebte, lesen Sie in Séparée No.34.
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