Sexuelle Aufklärung

Viele Eltern sind sich unsicher, ob sie ihre Kinder heutzutage noch aufklären müssen. „Unbedingt“, sagt der Sexualpädagoge Carsten Müller. Auch deshalb, weil Wissen Kindern hilft, sich gegen sexuelle Übergriffe zu schützen. Außerdem sollten Erwachsene seiner Meinung nach dringend Kinder mit Fakten für den Pornokonsum wappnen. Er selbst rührt deshalb mit Schulklassen gerne mal Kunstsperma an.

Interview: Brenda Strohmaier / Foto: Elles Rijsdijk/stock.adobe.com

"Geben Sie mal 'süße Möpse' in die Google-Bildersuche ein, Sie werden wenig Hunde finden."

Séparée: Können Eltern die Aufklärung ihrer Kinder heutzutage nicht getrost den Medien überlassen, etwa einer Fernsehserie wie Sex Education?

Carsten Müller: Lieber nicht. Ich finde, wir Eltern sollten mitbestimmen, was junge Menschen über Sexualität und Partnerschaft denken und das nicht Alexa oder den Geschwistern überlassen. Aber ich finde es spannend, dass Eltern die Verantwortung für die Aufklärung ihrer Kinder gerne abgeben möchten. Da werden wir ständig mit Sex vollgeballert, überall hängen Plakate mit Dildos drauf, nur privat herrscht immer noch eine Riesensprachlosigkeit

Und wie kommen wir raus aus dieser Sprachlosigkeit?

Indem wir als Eltern schon Kinder auf dem Wickeltisch die richtigen Vokabeln lehren, wenn wir Körperteile benennen. Wir erzählen jedem Kind: „Das ist ein Arm, Daumen, Zeigefinger.“ Aber bei den Geschlechtsteilen hakt es. Da lernen die Kinder, wenn’s gut läuft, noch Penis und Scheide, aber da sind sie noch lange nicht bei Vorhaut, Hoden, Klitoris, Vulva. Dabei ist Kindern egal, welches Wort sie lernen, ob Vagina oder Tisch, das ist für sie erst mal alles gleich. Nur für die Erwachsenen ist das schambehaftet.

Kindern bringt man gerne kindliche Wörter für Geschlechtsteile bei, wie Pullermann oder Mumu, in Frankreich sagt man Zizi. Ist das nicht süß?

Die Frage ist: Wozu? Ich brauche Begriffe, die alle kennen und einordnen können, um ein Körpergefühl zu entwickeln. Das ist auch ein Teil von Prävention gegen sexualisierte Gewalt. Ich habe viele Betroffene erlebt, für die alles unter der Gürtellinie ein toter Bereich war. Wenn ich dafür keine Worte habe, kann ich eben nur schlecht benennen, dass irgendjemand doofe Dinge mit mir getan hat. Gerade bei Mädchen ist der Genitalbereich oft nur ein vages „untenrum. Was auch daran liegt, dass er nicht so leicht zu sehen ist. Ich empfehle Eltern, einen Handspiegel im Badezimmer herumliegen zu lassen. Die Kinder werden schon selbst auf die Idee kommen, was sie damit zu machen haben. 

Was dürfen Kinder ausprobieren und was nicht, wieviel Intimsphäre soll man ihnen gewähren und wie stelle ich mich all ihren Fragen?

Das gesamte Interview lesen Sie in Séparée No.33.

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