STI – Sexuell übertragbare Infektionen

Sexuell-übertragbare Infektionen (STI) sind immer noch ein Tabu – deshalb werden sie oft erst spät erkannt. Das ist nicht nur für die Betroffenen selber schlecht, sondern auch für ihre Sexualpartner. Zwei Projekte sollen daran etwas ändern: Eine Internetplattform, die eine Ferndiagnose von Geschlechtskrankheiten anbietet und eine Beratungsstelle, in der Healthadviser zum Thema sexuelle Gesundheit aufklären.

Text: Irene Habich / Foto: Michele Ursi/stock.adobe.com

STI - Online-Diagnostik mit Intimarzt

Titus Brinker, Wissenschaftler am deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg, hatte die Idee zum Modellprojekt „Intimarzt”, einer Internetseite und App, mit der sich Nutzer Geschlechtskrankheiten online diagnostizieren lassen können. Wer einen Ausschlag oder andere Veränderungen im Intimbereich bemerkt, kann ein Foto davon aufnehmen, dieses bei Intimarzt hochladen und dazu seine Beschwerden schildern. Innerhalb von wenigen Stunden begutachtet dann ein Facharzt oder eine Fachärztin für Haut- und Geschlechtskrankheiten den Fall. Das Modellprojekt bekam zu seinem Start in 2019 viel mediale Aufmerksamkeit: „Dick Pics für die Gesundheit” titelte die Bildzeitung.

Der „Intimarzt“ kann den persönlichen Besuch beim Arzt nicht immer, aber in vielen Fällen ersetzen. Bei Intimarzt entscheiden die Mediziner anhand der Bilder und Schilderungen der Einsender, ob eine Krankheit so harmlos ist, dass sie sich auch mit rezeptfreien Medikamenten behandeln lässt und können dann eine Behandlungsempfehlung geben. Oder sie kommen zu der Einschätzung, dass ein Arztbesuch für eine genauerer Diagnose und die Verschreibung von Arzneimitteln erforderlich ist. Rezepte für rezeptpflichtige Medikamente können über Intimarzt nämlich nicht ausgestellt werden. Die Ferndiagnose kosten 24,95 Euro und ist vollständig anonym möglich.

STI nicht verschleppen!

Der Einfall zu Intimarzt sei ihm durch einen Patienten gekommen, der in seine Sprechstunde kam, sagt Brinker. „Der Mann hatte schon länger weißen Hautkrebs am Penis, war aber nicht zum Arzt gegangen. Es war ihm peinlich und er dachte, es sei nur ein Pickel.” Für sein Zögern zahlte der Mann einen hohen Preis: „Weil der Hautkrebs schon fortgeschritten war, musste er operiert werden und konnte danach nicht mehr normal Sex haben. Seine Lebensqualität wurde dadurch deutlich eingeschränkt.”

Bei der Geschichte des Mannes handele es sich um keinen Einzelfall: „Studien zeigen, dass Krankheiten der Geschlechtsorgane und sexuell übertragbare Krankheiten oft verschleppt werden, weil es den Betroffenen unangenehm ist, damit zum Arzt zugehen. Das ist nicht nur für die Betroffenen selber riskant, sondern auch für deren Geschlechtspartner, sagt Brinker. Mit Intimarzt wollte er deshalb ein niedrigschwelliges Angebot schaffen, bei dem gleichzeitig die Qualität der Diagnosen gesichert sein sollte. Alle Mediziner, die bei Intimarzt die Fälle begutachten, müssen mindestens 15 Jahre Berufserfahrung als Facharzt haben. Für Brinker selber trifft das noch nicht zu, weshalb er auch nicht selbst an der Online- Diagnostik teilnimmt.

Den vollständigen Beitrag über alte Krankheiten – zum Beispiel der Syphilis, die wieder auf dem Vormarsch ist – und den neuen Umgang mit ihnen lesen Sie in Séparée No.33.

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