Markus Wiehler ist Artist und Inhaber einer Strip-Agentur. Mit uns sprach der ehemalige Stripper über die Anfänge des Men-Strip in Berlin, über ausgefallene Anlässe für einen Strip und die letzte Hülle fürs Gemächt.
„Ein Strip für zehn Engländerinnen, die schon was getrunken haben, läuft anders ab als bei Omas 80. Geburtstag in Marzahn.“
Interview: Ute Gliwa
Fotos: Alexandra Siering
Séparée: Wann hast du mit Strippen angefangen und wie kam es dazu?
Das war 1993. Zu der Zeit hatte ich gerade Akrobatik-Pause und habe eine Ausbildung zum Physiotherapeuten in Berlin gemacht. Ich habe in der Zeitung eine Anzeige für eine Stripschule gesehen.
War Men-Strip damals schon institutionalisiert?
Es gab in den 90ern in Berlin eine Gruppe, die nannte sich Phantom-Boys, das war meiner Meinung nach die erste deutsche Men-Strip-Gruppe und es gab da so alte Lokalitäten wie „Joe am Wedding“ und dort ist diese Show immer sonntags aufgetreten. Die Herren kamen mehr aus dem Travestiebereich, zeigefreudige, teilweise homosexuelle Männer aus dem Umfeld der Kleinen Nachtrevue in der Kurfürstenstraße. Dort muss sich das entwickelt haben. David Vilches den ich heute noch kenne, hat die Gruppe gegründet. Es sollen sogar ein, zwei von den Chippendales einfach in Berlin geblieben sein, einfach wegen des Berliner Nachtlebens.
Die Chippendales waren also die Vorreiter?
Die gibt es seit 1979. Ich habe die Chippendales Anfang der 90er gesehen, noch bevor ich wusste, dass meine Laufbahn sich in die Richtung entwickeln würde. Das war in einem riesigen Zelt vor der damaligen Deutschlandhalle und das war voll mit 2000 Frauen. Und ich zwischen 2000 Frauen. Das war vielleicht auch eine Inspiration.
Wie fing deine Laufbahn als Stripper also an?
Ich habe neugierig bei der Stripschule angerufen und die Inhaberin sagte mir, ich könne vorbeikommen. Das war Inge Albert, sie war zu DDR-Zeiten unter anderem Tänzerin bei „Michael Hansen & die Nancys“. Kurz bevor die Wende kam, hatte sie die ersten Stripshows in Ostberliner Nachtclubs organisiert, speziell in Bars, wo Westberliner zu Gast waren. Das war nicht verboten aber leicht verrucht. Und nach der Wende hat sie diese Stripschule gegründet, wobei die Bezeichnung etwas hochtrabend war. Sie hatte einen Keller, wo ein paar Kostüme und Federboas rumhingen. Ich sollte dann hin- und herlaufen und sie sagte dann, sie kenne mich irgendwoher.
Kanntet ihr euch tatsächlich?
Sie erkannte mich an meinem Gang und an meinem Hintern, weil ich den gleichen habe wie mein Vater. Mein Vater war auch Akrobat und zu ihrer Zeit auch mit Michael Hansen unterwegs. Wahrscheinlich hatte sie den Hintern von meinem Vater damals genauer angeguckt. (lacht) Dann hat sie mit mir ein paar Schritte geübt und mir gesagt, dass ich am nächsten Samstag den ersten Auftritt habe. Ich hatte kein Kostüm, ich hatte nichts, das fand ich sehr uncool, denn als Akrobat bin ich gewöhnt, dass man eine Choreografie hat. Ich hab dann einen ehemaligen Freund von meiner Akrobatik, mit dem ich jetzt auch wieder als Akrobat zusammen arbeite, angerufen und gesagt, wir müssen hier irgendwas machen. Also haben wir „Unchain my Heart“ von Joe Cocker genommen und eine lockere Choreografie überlegt.
Was für ein Auftritt war das?
Das war für einen Geburtstag in einem Hochhaus in Spandau. Party-Strip war in der Zeit eigentlich noch gar nicht üblich. Ich ging im Anzug, denn ein neues Kostüm hatte ich mir nicht leisten können, mit einer Rose und bin da rein, hab meinen Spruch gemacht und hab dann dort meinen ersten Wohnzimmer-Strip hingelegt. Ich fand das lustig. Ich meine, durch die Akrobatik war ich schon oft auf der Bühne, das war also nicht das Problem. Damals gab es für einen Strip 400 DM, wovon ich aber das meiste abgeben musste und mir 100 DM blieben, was ich merkwürdig fand, weil sie mich gar nicht ausgebildet hatte.
Das vollständige Interview lesen Sie in Séparée No.8.
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