Champagne, please!
Text: Theresa S. Grunwald
Foto: Tan Kadam
„Hey there, people, I’m Bobby Brown. They say I’m the cutest boy in town …“ Remember? Als Bobby Brown schon auf seinem Tower of Power saß und sehnsüchtig auf einen Golden Shower wartete, war ich noch feucht hinter den Ohren. Von der Bandbreite sinnlicher Gelüste und Variationen hatte ich nicht die geringste Ahnung. Frank Zappa ließ zwar meine Tanzfüßchen zucken, während ich ekstatisch die „Women’s Liberation“ bejubelte, der Sinn des Songtexts blieb mir jedoch verschlossen. Nicht im Traum wäre ich darauf gekommen, dass sich der gute Bobby einen Plug in den Po schiebt und wollüstig anpinkeln lässt. Wahrscheinlich hätte ich Frank sonst schleunigst gegen Frankie Boy ausgetauscht oder meine Punkerkrallen ins Vinyl gegraben.
Golden Shower und Pipimanie
Nun, as time goes by … Als mir meine Freundin Vera von ihren Urlaubserinnerungen auf Ibiza erzählte und dabei das Wort „Golden Shower“ fiel, hatte ich zumindest eine vage Vorstellung von ihrer Pipimanie. Inzwischen hatte ich mich nämlich eifrig in das Lexikon der sexuellen Spielarten vertieft, um für alle Eventualitäten der freien Wildbahn gewappnet zu sein. Da stand sie also breitbeinig über dem bronzenen Torso ihres Lovers und drehte den Hahn auf, bis der goldene Saft im spanischen Sand versickerte. Dass diesem Prélude eine heißblütige Torero-Amor mit mehreren Runden bis zum Sieg folgte, konnte mich jedoch immer noch nicht von der Chose überzeugen. Die ganze Prozedur passte wohl doch eher zu meiner dominanten Freundin, die ihre Körpersäfte ganz gezielt zur Zähmung des Objekts ihrer Begierde einsetzte.
Aus purer Neugierde, obwohl mir das Ganze doch wahrlich gegen die Libido ging, ließ ich mich schließlich doch zu einer Golden Shower-Session hinreißen. Lag es am Cava? An der mallorquinischen Sonne oder hat mich der staubtrockene Notar schlicht und einfach zu einer kleinen Dusche provoziert? Es ist wohl doch niemand gegen Machtgelüste gefeit. Und wer hätte es gedacht? Es machte mir sogar Spaß, nach anfänglicher Scheu und Scham das Gesicht des Herrn mit feinem goldenen Sprühregen zu benetzen. Es versetzte mich in einen köstlichen Erregungszustand, meinen Liebhaber mit Argusaugen dabei zu beobachten, wie er sich meinen Saft durch die Kehle rinnen ließ und bis aufs letzte Tröpfchen von den Lippen leckte. Kling Klong! That’s it! Endlich konnte ich der ganzen Angelegenheit etwas abgewinnen.
Es war der kulinarische Genuss, der mich reizte! Von allen sieben Sinnen spielt der Geschmackssinn bei mir eindeutig die wichtigste Rolle. Mit meiner Zunge erkunde ich die entlegensten Körperlandschaften. In meiner Mundhöhle zaubere ich Glückscocktails und meine Geschmacksknospen lechzen ständig nach neuen, unbekannten Aromen. Zudem gehöre ich zur Spezies der Genusstierchen, deren ventral tegmentales Areal (Glückszentrum unseres Gehirns) besonders stark entwickelt ist! Ich kann also gar nicht anders! Meine Lust auf ständig neue Kicks ist genetisch bedingt!
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