Sexualität als Performance

Paulita Pappel, Filmemacherin und Kuratorin des Berliner Pornfilfmestivals, über ihre Berufung zur Pornografie, sexuelle Bildung und Gangbangs.

Interview: Ute Gliwa
Fotos: Lukas Papierak

Ein Auszug aus dem Gespräch mit Paulita Pappel:

Wie alt warst du, als du anfingst, dich für Pornografie zu interessieren?

Schon mit 13 fing ich an zu erzählen, dass ich später gerne Pornosynchronsprecherin werden wollte. Es war mein Partytrick, einen Orgasmus vorzutäuschen. Heimlich wollte ich Pornodarstellerin werden, aber das hätte ich mir nicht getraut zu sagen. Ich dachte da noch, dass Pornografie ein Werkzeug des Patriarchats ist, um Frauen auszubeuten. Ich dachte, irgendwas stimmt nicht mit mir.

 

Warst du zu der Zeit schon selbst sexuall aktiv?

Gute Frage! Ja, ich war da schon sexuell „erwacht“ und auch aktiv, nach meinem damaligen Verständnis von Sexualität war ich allerdings noch „Jungfrau“. Mich hat Sexualität als Performance fasziniert, vielleicht weil mir die Sexualität als unentbehrlicher Teil von Liebe etwas komisch vorkam. Ich konnte mit romantischen Liebesidealen, die Sex zwangsläufig miteinbeziehen, nicht so viel anfangen.

Offenbar hat dich das Thema auch als Erwachsene nicht losgelassen.

Als ich nach Berlin gezogen bin, suchte ich so lange, bis ich den richtigen Ort für mich fand. An diesem Ort traf ich queer feministische Künstlerinnen, die Porno als Teil ihrer feministischen Praxis gesehen haben. Endlich konnte ich als Feministin meiner Berufung folgen! Ich fing an, als Darstellerin bei Pornos mitzumachen. Dabei gab es bei den Projekten kein Geld, nur viele Auseinandersetzungen und Erkenntnisse.

Was für Auseinandersetzungen und Erkenntnisse waren das?

In Pornos mitzuspielen, war für mich ein Bekenntnis zu meinen Körper und meiner Sexualität. Davor habe ich meinen Körper ziemlich gehasst und versucht, ihn auszuradieren. Mich selbst mit meinem nackten Körper vor anderen in Pornos darzustellen und ihn zu feiern, war für mich persönlich ermächtigend und heilend. Von meinen Mitstreiterinnen habe ich unendlich viel über Sexualität gelernt und vor allem über die Kommunikation, die man haben kann. Am Anfang jeden Drehs wird man ja gefragt: Was magst du denn, was magst du nicht? Ich hatte keine Antwort. Das hatte mich bis dahin kein Freund, Freundin oder Sexpartner:in gefragt!

Wie Paulita Pappel zur Regie kam, wozu man einen Intimacy Koordinator braucht, was die Faszination eines Gangbangs ausmacht und Vieles mehr lesen Sie im vollständigen Interview in Séparée No.31.

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