Erotische Filme für Frauen

Die Suche nach wirklich erotischen Filmen, in denen es ordentlich zur Sache geht oder zumindest heftig knistert, die aber dennoch geschmackvoll und unterhaltsam sind, gestaltet sich schwierig. Die gängigen Plattformen im Internet bieten oft nur ein eintöniges Rein-Raus mit unansehnlichen Männern und fantasielosen Szenarien. Etliche unserer Filmempfehlungen stammen vom Berliner Pornfilmfestival, das jedes Jahr mit einem überaus reichhaltigen Schatz an erfrischenden pornografischen Filmen aufwartet, viele überdies aus Frauenhand. Andere Filme wurden auf der Berlinale gezeigt und wieder andere haben wir zufällig entdeckt.

Die Dokumentationen

Unsere Empfehlungen beinhalten auch einige Dokumentationen über weibliche und männliche Sexualität und über die Pornoproduktion. Auch diese Filme legen wir Ihnen wärmstens ans Herz, denn auch sie fachen die Lust durchaus nicht nur im Kopf an.

Nur für Frauen?

Natürlich ist unsere erotische Filmauswahl auch für Männer und Paare und alle andere interessierten Erwachsenen ein Augenschmaus.

Unsere Filmtipps

Räuberinnen

Schrillbunte Anarcho-Sex-Komödie

räuberinnen

Man kann kaum glauben, dass dieser Film in der Schweiz entstand, noch dazu mit öffentlicher Förderung, mit Steuergeldern braver Bürger also, und so wundert es nicht, dass er bei seinem Erscheinen einen mächtigen Skandal verursachte. „Räuberinnen“ ist die pure Anarchie und politisch wundervoll inkorrekt.

Die grobe Rahmenhandlung des skurrilen Märchens ist schnell erzählt: Ein junges Mädchen soll an einen unansehnlichen reichen Kerl verschachert werden. Sie flieht von dessen Schloss und organisiert mit den schillernden Huren aus dem Waldbordell eine emanzipierte Räuberinnen-Bande. Wir blenden gern aus, dass Märchen ursprünglich Geschichten für Erwachsene waren, voller Sex und bis heute noch immer voller Gewalt. Und wir reden hier nicht von Blümchensex, sondern von sadistischen Müttern und perversen Fürsten, bei denen es nicht zimperlich und mit manch einer Gräueltat zuging. Bei Carla Lia Monti ist dieses Märchenrezept allerdings gepaart mit großartigem Humor, der zuweilen an Monty Python erinnert, denn sie spart nicht an vollkommen überzogenen und absurden Szenen und Settings. Als Hintergrund dienen kitschig kolorierte Kulissen wie aus einem Heimatfilm und Wiesen mit künstlichen Blumen. Im mittelalterlichen Schloss tritt ein Sklave den Hometrainer, um Strom für die Kaffeemaschine zu erzeugen. Die intrigante Mutter reitet mit einem vorsintflutlichen Mobiltelefon durch den Wald und mittels einer „Wunderpillen“-Infusion führen sich die Räuberinnen den schönen Jüngling der Handlung zu Gemüte. Alles in allem ein sehr großer Spaß.

Räuberinnen (Schweiz 2009), Regie: Carla Lia Monti, mit Nina Buehlmann und Myriam Muller

Irina Palm

Wichsen für den guten Zweck

Garbarskis Arthouse-Perle beginnt düster. Maggies kleiner Enkel ist todkrank und nur eine unerschwingliche Behandlung in Melbourne kann sein Leben retten. Seine Eltern können das Geld nicht aufbringen, also beschließt die verwitwete Maggie (Faithfull), sich einen Job zu suchen, was in ihrem Alter aussichtslos zu sein scheint. Bei ihrem niederschlagenden Streifzug durch Soho stößt sie in einem Fenster auf die Stellenausschreibung „Hostess required“. Es handelt sich ganz klar um einen Sexschuppen, aber muss man als Hostess nicht einfach nur Getränke servieren? Und was tut man nicht alles für ein sterbenskrankes Enkelkind!

Tee servieren? Weit gefehlt. Miki (Manojlovic), der Inhaber des Ladens, lässt sich Maggies rechte Handfläche geben. Sie ist weich. Ob sie Männern einen runterholen könne? Wie bitte? Doch sie lässt sich darauf ein, die Bezahlung ist schließlich nicht übel und nur darum geht es.

Und so sitzt sie fortan – samt Kittelschürze, Thermoskanne und Pausenbrot – in einem Hinterzimmer, in dem auf Penishöhe ein Loch in der Wand ist, durch das die Männer von draußen ihr bestes Stück stecken, um gewichst zu werden. Maggies Dienste erweisen sich als überaus begehrt, bald reißt die Warteschlange vor ihrem Glory Hole gar nicht mehr ab. Als Irina Palm, die beste rechte Hand in London, verdient sie das nötige Geld für die in wenigen Wochen anstehende Behandlung. Aber wie erklärt sie ihrem undankbaren Sohn, wo das viele Geld plötzlich herkommt? Wie erklärt sie den biederen Freundinnen ihren überstrapazierten „Tennisarm“? Und wie geht Maggie nur mit dem gleichaltrigen Inhaber des Sexshops um?

Das humorvolle Drama begeisterte auf der Berlinale 2007 und gewann vollkommen zu Recht den Publikumspreis.

Irina Palm (UK 2007), Regie: Sam Garbarski, mit Marianne Faithfull und Miki Manojlovic

The Dreamers

Verspielt und unverblümte Geschwisterliebe

Vor dem Hintergrund der 68er Studentenunruhen in Paris erzählt Bertoluccis Film vom dekadenten Geschwisterpaar Isabelle (Green) und Theo (Garrel), die die Rettung der Welt bald für ihr eigenes Vergnügen aufgeben. Als sie auf den gleichaltrigen Amerikaner Matthew (Pitt) treffen, der wie sie leidenschaftlicher Cineast ist, finden sie in ihm eine willkommene Ergänzung für ihre oft wenig geschwisterlich anmutenden Spiele. Als die Eltern die Stadt für einen Monat verlassen, lädt das ausschweifende Zwillingspaar ihren neuen Freund ein, bei ihnen in ihrer luxuriösen Pariser Etagenwohnung zu leben. Von der französischen Freizügigkeit fasziniert, aber auch verstört von der unverblümten körperlichen Intimität zwischen den Geschwistern, lässt Matthew sich schnell als deren Komplize in allen Lebenslagen verführen.

Trotz der deutlich erotischen Spannung zwischen den drei Studenten haftet ihrem Handeln zuweilen eine fast kindliche Unschuld an. Ihre Nacktheit ist sinnlich, aber auch vollkommen natürlich. Sogar Isabelles Menstruationsblut zeigt Bertolucci wie etwas, das zum Leben und der Sexualität eben dazu gehört und um das kein großes Aufheben gemacht wird. Ebenfalls sehr erfrischend: Nicht nur Isabelle läuft nackt oder spärlich bekleidet durch die Wohnung, sondern auch ihr Bruder.

Obendrein hat diese viel zu wenig bekannte Filmperle einen sehr gelungenen Soundtrack, in dem kaum ein bedeutender Interpret des 68er Geistes fehlt.

The Dreamers (UK/F/I 2003), Regie: Bernardo Bertolucci, mit Eva Green, Michael Pitt, Louis Garrel

Pulsion

Eine Sexkomödie

pulsion

Mein ungeschlagener Lieblingsfilm des Pornfilmfestivals 2014. Im Programm wurde er als Pornokomödie angekündigt, was ich mir zunächst nur schwer vorstellen konnte, doch nun kann ich sagen, dieses Genre ist genau das, was der Pornografie noch fehlte. „Pulsion“ ist ein echter Spielfilm mit einer echten Handlung. Er beginnt mit der jungen Eva, die am PGAD-Syndrom („Persistent Genital Arousal Disorder“) leidet, was bedeutet, dass sie in allen möglichen und unmöglichen Situationen dem Drang zu masturbieren erliegt, was zwar erst einmal ganz lustig klingt, es aber noch gar nicht ist.

Lustig wird es erst, als sie sich auf Anraten eines sonderbaren Therapeuten für eine Woche in eine Villa zur Gruppentherapie begibt. Die anderen Therapie-Teilnehmer leiden an den absonderlichsten sexuellen Konditionen, die es im Übrigen tatsächlich gibt. Anstatt sich jedoch an die Anweisungen des Therapeuten zu halten, vögeln alle munter durcheinander und frönen ihrer speziellen Vorlieben. Auch witzige Dialoge und Momente kommen nicht zu kurz. Insbesondere eine Szene ist absolut köstlich: Eine der jungen Frauen schleicht mit zwei Herren in den stockfinsteren Garten, wo sie sich übereinander hermachen, das Ganze nur beleuchtet von den beiden Taschenlampen, die die Protagonisten bei sich tragen. Die Szene war komplett improvisiert, erklärte die Regisseurin später, und sie ist wunderbar erotisch und dabei urkomisch, weil die Darsteller auch hier ganz ungezwungen und mit Humor parlieren und kopulieren.

Regie: Ovidie, Frankreich 2014, 90 Min. www.ovidie.net

(S)he comes

Kurzfilmsammlung mit hübschem Mann und “normalen” Frauen

 

(s)he comes

Petra Joy ist mit ihrer langjährigen Pornofilmlaufbahn eine alte Häsin zwischen vielen Newcomern des „Feminist Porn“. Ihr Film (S)he comes reiht einzelne Kurzfilme aneinander. Die Frauen in den Episoden kommen wie ganz normale Frauen daher, sie sind nicht genormt und auch meist nicht rasiert, ihre Brüste sind nicht perfekt und sie sind nicht mehr alle ganz knackig. Ein breites Spektrum an Frauen wird hier gezeigt. Als Zuschauerin kann frau sich viel besser mit diesen Damen identifizieren als mit den Plastikpüppchen aus dem Mainstream Porn. Dazu gibt es einen hübschen Kerl mit einem stattlichen Schwanz, der auch mal allein in Aktion tritt, was man sonst selten sieht: erst tanzend, dann masturbierend. Die krönende letzte Episode des Films findet in einer Erotikboutique statt. Kurz vor Ladenschluss betritt ein Paar den Laden, um sich auszustaffieren. Sie probieren ihre Outfits gleich vor Ort aus, die kesse Verkäuferin schaut erst zu, dann mischt sie mit. Dazu gibt es gute Musik und eine schöne Kameraführung.

Regie: Petra Joy, GB 2014, 80 Min. www.petrajoy.com

Closer

Knisterndes Kammerspiel

closer hautnah

Aus unerfindlichen Gründen zählt dieser Film nicht zu denen, die ins kollektive Bewusstsein des Publikums eingegangen sind. „Hautnah“ (im Original: Closer) ist die großartige Verfilmung eines Theaterstücks von Patrick Marber. Es ist die Geschichte vierer Figuren, deren Leben zufällig miteinander verwoben ist. Und mehr als diese vier Personen – verkörpert von einer traumhaften Besetzung – braucht der Film nicht. Er besteht aus sehr eindringlichen und intensiven Szenen, in denen sich immer nur zwei der Protagonisten gegenüberstehen. Obwohl „Hautnah“ ohne Sexszenen auskommt, ist der Streifen zum Bersten mit Erotik geladen. Die Erotik liegt in den Blicken, in kurzen Momenten der Begegnung, in den potentiellen Möglichkeiten, in der Fantasie und im Sehnen der Figuren. Sie liegt in jedem Lächeln, in jedem Augenaufschlag und jeder Bewegung. Der Sex – und was für welcher – passiert dabei ganz automatisch im Kopf des Betrachters.

Die Handlung umspannt vier Jahre. Die einzelnen Szenen liegen oft Monate auseinander. Zunächst begegnen sich Dan und Alice, die ein Paar werden, ein Jahr später betritt Anna das Geschehen und wenig später Larry, mit dem sie eine Beziehung beginnt. Jedes einzelne Kennenlernen, das Knistern zwischen den Liebenden, ist meisterhaft inszeniert. Die Dialoge sind schnell und clever und kommen trotzdem der Realität sehr nahe. Dann wird es komplex, denn Dan liebt auch Anna und die ist hin- und hergerissen zwischen beiden Männern. Wer kann es ihr verdenken: Hätte ich die Wahl zwischen Clive Owen und Jude Law, ich geräte wohl auch in Schwierigkeiten.

Closer (USA/UK 2004), Regie Mike Nichols, mit Natalie Portman, Jude Law, Julia Roberts und Clive Owen

Secretary

Vergnügen am Arbeitsplatz

Als Christian Grey noch feuchte Träume hatte, gab es diesen hier schon: Edward Grey, von dem Junior sich noch die eine oder andere Scheibe abschneiden könnte.

„Secretary“ ist einer der Filme, die man zwei- oder dreimal oder öfter anschauen kann und der bei jedem Mal noch etwas dazugewinnt. Der Film spielt mit dem Klischee der unterwürfigen Sekretärin, aber auf so charmante Weise, dass man als aufgeschlossener Zuschauer großen Spaß dabei hat. Lee, die gerade wegen ihrer Autoaggressionen in stationärer Behandlung war, tritt bei dem etwas merkwürdigen und auf sonderbare Weise exzentrischen Anwalt Mr. Grey als Schreibkraft in den Dienst. Es fällt schwer, ihn einzuschätzen und zu durchschauen, aber er übt nicht nur auf den Zuschauer, sondern auch auf Lee eine große Faszination aus. Diese jedenfalls blüht bei ihrer neuen Aufgabe vom schüchternen, unsicheren Mädchen im Laufe des Films zur selbstsicheren Frau und Verführerin auf. Das Ritzen hat Lee bald nicht mehr nötig, denn Mr. Grey verschafft ihr auf seine Weise einen viel befriedigenderen Ersatz: Lee ist zwar eine schnelle, aber keine perfekte Schreibkraft, und für die bösen Tippfehler gibt es vom Chef sehr eindringlich und liebevoll was auf den Hintern. Dass Lee Briefe zwischen den Zähnen haltend auf allen Vieren krabbelnd über den Flur trägt, steigert die Produktivität der Arbeit in der Kanzlei sicher nicht, aber Lee und Mr. Grey macht es offensichtlich Freude, und die beiden Schauspieler sind in ihren Rollen einfach großartig. Es ist eine ungewöhnliche und nicht ganz einfache, aber schön zu beobachtende Liebesgeschichte, die weit über Arbeitszeit und Büro hinaus geht. 

Secretary (USA 2002), Regie: Steven Shainberg, mit Maggie Gyllenhaal und James Spader

Adore

Liebe ist keine Frage des Alters

adore

Der Film ist ein Augenschmaus, der die Sehnsucht weckt, allein schon die Kulisse! Die schicken Häuser am Meer, der Strand, das knallblaue Wasser. Und dann die Protagonistinnen Lil (Naomi Watts) und Roz (Robin Wright), zwei wunderschöne Frauen, die im Übrigen ein großartiges Spiel darbieten. Sie sind beste Freundinnen seit Kindertagen. Inzwischen haben beide je einen gerade erwachsenen Sohn und die sind ihnen äußerst gut geraten. Man spürt die tiefe Verbundenheit zwischen den vier Charakteren in jeder Szene. So verwundert es kaum, dass einer der jungen Männer der Mutter seines Freundes seines Tages Avancen macht, die sie nicht ablehnt. Die anderen beiden, nur im ersten Moment bestürzt, nehmen sich sehr schnell schon ein Beispiel an den beiden anderen. Man erwartet hier den zentralen Konflikt, aber die beiden Frauen, deren Freundschaft wirklich eng ist, gestehen einander offen ein, dass sie nie glücklicher waren und es eigentlich keinen Grund gibt, aufzuhören. Doch es ist wohl nur eine Frage der Zeit, bis die jungen Männer der zwar sehr schönen, doch zwanzig Jahre älteren Frauen überdrüssig werden oder eine gleichaltrige Frau für eine eigene Familie finden. Oder doch nicht? Der Film, übrigens auch als „Perfect Mothers“ und auf Deutsch als „Tage am Strand“ bekannt, bleibt bis zum Schluss spannend und knisternd. Übrigens basiert die Geschichte auf einem Roman von Doris Lessing.

Adore (Frankreich, Australien 2013), Regie: Anne Fontaine, mit Naomi Watts und Robin Wright

Unhung Hero

Kann ein Penis zu klein sein? Eine aufschlussreiche Reise um die Welt.

unhung hero

Ein einschneidendes Ereignis aus dem echten Leben des Protagonisten gab Anlass zu diesem ganz besonderen Dokumentarfilm. Vor laufender Kamera und Live-Publikum machte er vor ein paar Jahren seiner Freundin einen Heiratsantrag, die ihn eiskalt abwies. Später erklärte sie ihm, dass die Größe – eigentlich der Mangel an Größe – seines Penis’ Grund für ihr Ablehnen war. Fassungslos begab er sich schließlich, da ihn das Problem nicht losließ, auf die Suche nach einer Antwort auf das Dilemma. Kann ein Penis zu klein sein? Ist der seine zu klein? Was ist überhaupt „zu klein“ und was tut man dagegen? Vor laufender Kamera konfrontiert er seine Umwelt und teilweise recht skurrile Spezialisten, er probiert Medikamente und absurde mechanische Verfahren aus, und als all dies nichts nützt, geht er den „Penisgepflogenheiten“ anderer Nationen auf den Grund. Eigentlich wirkt der attraktive junge Mann sehr sympathisch, intelligent und humorvoll und man fragt sich, was all das Gewese eigentlich soll. Ich ertappte mich mehrmals bei dem Gedanken, dass ich ihn sicher nicht von der Bettkante schubsen würde, vorausgesetzt, er würde das kleine anatomische Defizit mit einer geübten Zunge und talentierten Fingern wettmachen. Es dauert lange, bis ihm endlich jemand einen wirklich brauchbaren Rat geben kann und er begreift, dass sein Ansatz, das Problem zu betrachten und zu lösen, keine gute Idee war. Der Film sollte unbedingt Pflichtprogramm für alle Teenager werden!

Regie: Brian Spitz, USA 2012, 87 Min. www.unhunghero.com

Kink

Porno mit Leidenschaft. Hinter den Kulissen der Filmproduktion

kink

Es muss nicht zwangsläufig immer schmutzig in der Pornobranche zugehen. Dass man Pornos auch mit echter Leidenschaft und Fairness allen Beteiligten gegenüber produzieren kann, zeigt der spannende Dokumentarfilm von Christina Voros.

Seit über 20 Jahren produziert Kink.com jenseits vom Mainstream authentische Fetisch-Pornografie. Voros lässt in ihrem Film viele der inzwischen rund 100 festen Mitarbeiter zu Wort kommen, darunter viele Regisseurinnen. Sie sehen sich selbst als sex-positive Feministinnen, die ihre Lust und Neigungen selbstbewusst und -bestimmt ausleben. Darstellerinnen und Darsteller bei Kink.com sind auch im echten Leben Liebhaber von BDSM, ihre Lust und Hingabe vor der Kamera ist nicht gespielt, sondern authentisch empfunden. Do’s and Don’ts werden vor dem Dreh genau geklärt, damit sich die Szenerie vor der Kamera erstens innerhalb der von den Darstellern gesetzten Grenzen abspielt, und zweitens ohne vorgetäuschte Orgasmen, ohne leblose Gesichtsausdrücke und ohne unglaubwürdiges Vokabular auskommen muss.

In ihrem Film nimmt Voros uns mit in den Produktionsalltag von Kink.com und begleitet die Teammitglieder bei ihren ganz normalen Tätigkeiten: dem Set-Design, der Auswahl und dem Vorgespräch mit den Darstellern und diversen Szenarien beim Dreh. Es ist schön zu sehen, mit welcher Offenheit und Direktheit, aber wo nötig auch mit Sensibilität und Einfühlungsvermögen, dort mit Sexualität umgegangen wird.

Kink – The 51st Shade of Grey (USA 2015), Regie: Christina Voros, Produzent: James Franco

A Call for Help

Porno 50+

a call for help

Dieser Film wurde beim Pornfilmfestival als Vorfilm gehandelt, aber er gefiel mir so gut, dass er trotz seiner Kürze eine Empfehlung wert ist. Das Besondere an ihm ist Morgana Muses, die Regisseurin, die erst mit 45 nach der Scheidung ihrer spießbürgerlichen, nicht erfüllenden Ehe ihre wirkliche Sexualität entdeckte und begann, nicht nur Pornos zu drehen, sondern auch selbst als Akteurin darin mitzuwirken. Auch dieser Film besteht aus einzelnen Episoden, die am Ende jedoch einen amüsanten Kreis schließen. Die Darstellerinnen sind alle 50+, was positiv auffällt, da die Ladies durchaus attraktiv sind, aber eben anders als in anderen Filmen. Frauen aus dem echten Leben. Morgana selbst, mit eleganter Frisur und Perlenkette, lässt sich vom Monteur in der Autowerkstatt vernaschen, eine würdevolle reife Domina bestraft ihren Sklaven, der ihren Geburtstag vergaß und schmückt ihn selbst als Geschenk mit bunten Ballons und Folie, eine dritte fesche Lady lässt sich von ihrem jugendlichen Liebhaber verwöhnen und die vierte, die alle Episoden verknüpft, versucht derweil allein ihr Glück.

Regie: Morgana Muses & Anna Brownfield, Australien 2014, 34 Min. www.permission4pleasure.com

The Fantasy Project

Recherche kann so schön sein

the fantasy project

Das Konzept der Aneinanderreihung einzelner Episoden funktioniert auch hier wunderbar. Wo Séparée das weibliche Kopfkino durch das geschriebene Wort umsetzt, tut dieser Film es mit Bildern. Die Protagonistin der Rahmenhandlung arbeitet an einer Recherche zu weiblichen Sexfantasien. An ihrem Schreibtisch sitzend liest sie nacheinander die E-Mails der Frauen, die ihr ihre Fantasien beschreiben und stellt sich diese in Gedanken bildlich vor. Die so entstandenen Sequenzen werden von herzerfrischenden Off-Kommentaren begleitet, nämlich dem O-Ton der E-Mails. Die Fantasien sind wirklich schön, und ab und an muss frau laut loslachen, weil sie sich wiedererkennt. Da wird eine Dame von einem Masseur verwöhnt, eine gönnt sich einen ausführlichen Dreier, eine andere lässt sich entführen und von diversen Personen dominieren, eine vierte hält sich einen Diener in einem eigens dafür vorgesehenen imaginären Zimmer. Auch hier ganz normale Frauen mit normalen Körpern und normaler Schambehaarung.

Regie: Ms. Naughty, Australien 2014, 80 Min. www.msnaughty.com

Drei

Pluripotentes deutsches Kino

Hanna (Rois) und Simon (Schipper) sind seit zwanzig Jahren und den üblichen, mehr oder weniger dramatischen Hürden zusammen. Eigentlich könnte man da auch heiraten, denn was soll jetzt schon noch kommen. Aber irgendwas kommt immer, in diesem Fall Adam (Striesow). Unabhängig voneinander begegnen Hanna und Simon dem etwas undurchsichtig wirkenden Mann mit dem verschmitzten Lächeln. Beide fühlen sich unerwartet zu ihm hingezogen. Hanna versucht noch die Was-mache-ich-hier-eigentlich-Flucht aus Adams Badezimmerfenster, erliegt seinem entwaffnenden Charme aber doch. Auch Simon tut sich nicht leicht mit der Situation, schließlich war er bisher gar nicht schwul. „Du musst nur Abschied nehmen von deinem deterministischen Biologieverständnis“, erklärt Adam ihm sachlich schmunzelnd. Heimlich führen beide ihre Affäre mit demselben Mann, nicht ahnend, wie sehr das Geheimnis, das sie voreinander haben, sie miteinander verbindet. Die Situation eskaliert, als Hanna unverhofft schwanger wird und jeder sich klar werden muss, was er oder sie eigentlich will. Die potentielle Lösung, die Tykwer in seinem Film in den Raum wirft, wünscht man sich als Happy End, auch wenn man als Zuschauer weiß, dass es da erst anfängt kompliziert zu werden.

Neben lebensnahen Szenen modernen urbanen Liebeslebens der Ü40-Generation, interpretiert von einem grandiosen Darstellertrio, schenkt der Film allen Berlinophilen wunderbare Momente, denn vom Mauerpark, über die Currybude unter der U-Bahn-Trasse bis zum Badeschiff werden einige unverkennbare Schauplätze bespielt.

Drei (Deutschland 2010), Regie: Tom Tykwer, mit Sophie Rois, Sebastian Schipper, Devid Striesow

#Female Pleasure

Religion vs. weibliche Sexualität

female pleasure

In diesem zutiefst erschütternden Dokumentarfilm von Barbara Miller kommen fünf junge Frauen zu Wort und erzählen anhand ihrer eigenen Lebensgeschichte von der weiblichen Sexualität in ihrem jeweiligen Kulturkreis. Deborah Feldman, Autorin des Romans „Unorthodox“, auf dem auch die gleichnamige Serie basiert, wurde als Minderjährige zwangsverheiratet und floh später aus ihrer ultra-orthodoxen jüdischen Gemeinschaft in Brooklyn nach Berlin. Die Künstlerin Rokudenashiko aus dem traditionellen buddhistischen Japan, in dem die Darstellung und Verehrung männlicher Phallussymbole gang und gäbe ist, wurde für ihre Vulven-Kunst wegen Obszönität vor Gericht verurteilt und eingesperrt. Vithika Yadav, Menschenrechtsaktivistin und Gründerin der indischen Aufklärungs-Plattform Love Matters erzählt vom Leben indischer Mädchen und Frauen, die der Gefahr von Vergewaltigungen ständig ausgesetzt sind. Doris Wagner war als junges Mädchen überzeugte Christin und wollte Nonne werden, doch der von den Kirchenvätern still geduldete Missbrauch an ihr und anderen Novizinnen brachte sie schließlich vom Glauben ab. Leyla Hussein, mit Wurzeln im muslimischen Somalia, berichtet von ihrer Genitalverstümmelung und dieser bis heute praktizierten grausamen Tradition, selbst im europäischen und amerikanischen Ausland. Inzwischen hat sie es sich zur Aufgabe gemacht, für Aufklärung unter Frauen und vor allem auch jungen Männern zu sorgen, denn Mädchen werden hauptsächlich beschnitten, weil Männer angeblich nur beschnittene Frauen heiraten wollen.

Fünf so unterschiedliche geografische Regionen, Gesellschaftsformen und Weltreligionen, und doch haben sie alle eins gemein: die Unterdrückung der weiblichen Sexualität. Ein immens wichtiger Film.

#Female Pleasure (D 2018), Regie: Barbara Miller, mit Deborah Feldman, Leyla Hussein, Rokudenashiko, Doris Wagner und Vithika Yadav

Die Lust der Frauen

5 Frauen über 60 über ihren Weg zur sexuellen Erfüllung

die lust der frauen

Fast zehn Jahre ist dieser einstündige Dokumentarfilm jetzt, doch an Aktualität hat er nichts verloren. Fünf lustvolle Frauen über 60 erzählen von ihren sexuellen Bedürfnissen und von ihrem meist langen Weg zu deren Erfüllung. „Ich habe meinen Mann geheiratet, um ihm das leben schön zu machen. Und er hat mich geheiratet, um sich das leben schön zu machen.“, sagt eine von ihnen. Bis sie merkte, dass sie dabei zu kurz kam, vergingen Jahre. „Was passiert mit uns Frauen, dass wir unzufrieden und unglücklich sind und uns dabei noch schuldig fühlen.“, sinniert eine andere über ihre frühen Ehejahre.

Die fünf Protagonistinnen haben gemein, dass ihre sinnliche Wahrnehmung mit den Jahren stärker geworden ist, was die sexuelle Empfindung natürlich nicht ausschließt. Ihre sexuellen Bedürfnisse und ihre Eregbarkeit haben auch nach der Menopause nicht abgenommen. Denn Erotik wird vom Kopf gesteuert, nicht von den Eierstöcken. Sie alle können den Sex jetzt mehr genießen als früher, das Vergnügen ist größer, weil sie sich besser darauf einlassen können. Die gereiften Frauen sind außerdem jetzt viel weniger kritisch mit ihrem Körper als früher, als der noch jung und knackig war. Und: Sie brauchen keine Verhütung mehr. Für die Protagonistinnen ist klar, dass körperliche Beziehungen und guter Sex zur viel gepriesenen „Würde des Alterns“ dazugehören.

Vielleicht werden ältere Frauen in unserer Gesellschaft nur nicht mehr als erotisch wahrgenommen, weil es ihnen und uns allen eingeredet wird und die meisten sich einfach in die Rolle fügen, die ihnen die Gesellschaft zugedacht hat. Daran hat sich in den letzten zehn Jahren offenbar wenig geändert.

Die Lust der Frauen (Österreich 2012), Regie: Gabriele Schweiger

Green Porno

Sexy Naturdokus von und mit Isabella Rosselini

green porno

Menschliche Fortpflanzung und Kinderaufzucht ist weder besonders originell noch einfach. Für manch eine Spezies hat Mutter Natur sich effektivere Methoden ausgedacht, wobei die eine oder andere Praxis uns wohl etwas bizarr anmutet. Wussten Sie zum Beispiel, dass Bettwanzen Penisse haben so scharf wie Messer? Die Weibchen brauchen keine Vagina, der Penis stößt eifach irgendwo in den Körper und den Samen direkt in den Blutkreislauf des Weibchens. Oder dass Garnelen transgender sind? Oder dass es Spezies bestehend nur aus Weibchen gibt, deren Nachkommen natürlich auch alle weiblich sind?

In ihren bezaubernden Kurzfilmen schlüpft Isabella Rosselini mit Hilfe ausgefallener Kostüme in die Rollen von Spinne, Schnecke und Co. und stellt deren erstaunliches Liebesleben sehr amüsant und anschaulich dar. Die insgesamt 18 Episoden der drei „Green Porno“ Staffeln beschränken sich dabei nicht auf die Welt der Insekten. Später hat Isabella Rosselini zwei weitere Miniserien mit jeweils zehn Episoden im gleichen Stil kreiert: „Seduce Me“, das sich kuriosem Balzverhalten widmet, und „Mammas“, in deren Folgen es speziell um die Aufzucht der Nachkommenschaft geht. Die Filme sind sind jeweils zwischen zwei und drei Minuten lang und.auf Englisch, aber selbst ganz kleine Kinder, die kein Englisch verstehen, werden ihre Freude daran haben. Kreiert sind die überaus liebe- und humorvoll gestalteten Filme allerdings nicht unbedingt (nur) für Kinder, sondern für Menschen jeden Alters. Alle Folgen sind auf www.sundancetv.com zu finden.

Green Porno (USA 2008), Regie und Schauspiel: Isabella Rosselini

Momentum

Spaß am Strand

momentum

Australische Filme waren der Schwerpunkt des 9. Berliner Pornfilmfestivals. Während viele andere der gezeigten Filme überall auf der Welt hätten spielen können, atmet „Momentum“ wirklich australisches Flair. Der Himmel, das Licht, die Weite, genau so stellen wir es uns vor. So sieht Freiheit aus. Der erste Teil des Films besitzt fast Roadmovie-Charakter. Drei Freundinnen fahren in einem Oldtimer an den Strand, surfen, plantschen, knutschen, masturbieren – und holen sich dabei einen enormen Sonnenbrand. Im zweiten Teil des Streifens trifft eine der Freundinnen mitten im Nirgendwo ihren Lover. Sie vergnügen sich ausgiebig auf der Ladefläche eines geschlossenen Pickups, dessen Ladeklappe offen steht. Im dritten Teil verlustiert sich eine der Freundinnen mit einer vierten jungen Frau. In allen drei lose zusammenhängenden Episoden sind der Sex und die Interaktion nicht choreografiert, sondern von den Darstellern frei improvisiert. Die Intimität und Lust sind echt, und die Protagonisten kommunizieren bei ihrem Tun miteinander, geben einander kleine, subtile Anweisungen und äußern Wünsche, ganz so wie es im echten Leben sein sollte.

Regie: Michelle Flynn, Australien 2014, 50 Min. www.lightsouthern.com

Vulva 3.0

Für neues Vulvenbewusstsein

vulva 3.0

Als wir mit Séparée begannen, klärte uns unser Jugendschutzbeauftragter zunächst über No-Gos des Erotikmagazinbetriebs auf: Die äußeren Geschlechtsteile einer Frau dürfen gezeigt werden; die inneren Schamlippen angeblich nicht. Das sei Porno. So lange die Knospe geschlossen ist, ist alles fein, nur aufblühen darf die Rose nicht. Wie stark und gleichzeitig lächerlich dieses Bilderverbot mitunter wirkt, ist nur ein Aspekt, auf den der Dokumentarfilm eingeht. Das weibliche Genital ist und bleibt ein Tabuthema. Obwohl oder vielleicht gerade weil ihm übernatürliche Kräfte nachgesagt werden, mit dem man Bären und Löwen vertreiben, Teufel und Dämonen verjagen und den Weizen zum Wachsen bringen könne.

Der Film beginnt mit einer Pussyverschönerung und endet mit Eindrücken von einem Schönheitschirurgenworkshop. Dazwischen kommen eine engagierte Studienleiterin und eine Sexualtherapeutin, ein Bildbearbeiter und ein Mitarbeiter der Bundesprüfstelle für jugendgefährdende Medien sowie bekannte Frauen wie Dr. Laura Méritt von Sexclusivitäten und die Verlegerin Claudia Gehrke und viele andere zu Wort.

Inhaltlich spannt sich der Bogen von den vielen Tabus, die mit dem weiblichen Genital verbunden sind, bis zu ästhetischen Eingriffen mittels Photoshop und Laserskalpell. Im Kern dreht sich alles um die Einzigartigkeit des weiblichen Wollustorgans, das so individuell und schön ist wie seine Besitzerin.

Der Film ist ehrlich und direkt, nie lüstern oder sensationsheischerisch. Skandalös ist höchstens die Tatsache, dass unsere Mösen, Pussys, Muschis oder wie sie alle heißen noch immer für Kontroversen, Ekel oder schamhaftes Schweigen sorgen. Dabei fängt das Problem bei uns selbst an und hier liegt gleichzeitig der Schlüssel zur Veränderung. Wann haben Sie sich das erste bzw. letzte Mal eingehend im Spiegel betrachtet. Nicht ihre Nase, ihre Lippen (die im Gesicht), ihre Brüste, sondern Ihre Perle, die äußeren Labien und die inneren? Wie würden Sie Ihre Vulva zeichnen?

Regie: Claudia Richarz & Ulrike Zimmermann, D 2014, 79 Min. www.vulva3.de

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