Im Tableau

„Weißt du, was mir vorschwebt? Ein Tableau, ein individuelles Standbild wie ein Gemälde nur für dich, von dem du ein Teil werden kannst.“ von Henriette Jade (Foto: Erika Lust)

„Weißt du, was mir vorschwebt? Ein Tableau, ein individuelles Standbild wie ein Gemälde nur für dich, von dem du ein Teil werden kannst,“ hatte Thomas, der sein dichtes, graumeliertes Haar in einem Zopf trug, ihr vorgeschwärmt. Hierfür wollten sie heute ein paar Deko-Objekte und Kleidungsstücke auf dem Flohmarkt kaufen. „Ich weiß doch worauf du stehst: Landhaus-Stil und Shabby-Chic“, kommentierte Thomas ihren skeptischen Gesichtsausdruck. „Klar, in meiner Wohnung gibt es bereits viel davon, so dass wir danach eigentlich nicht lange suchen müssten,“ hatte Jette ironisch geantwortet.

Auf dem Flohmarkt nun stellten sie sich auf Shabby-Chic ein: Alles, was sie kauften, musste weiß, alt, rosa, geblümt oder abgeblättert sein. Bevor sie voll bepackt den Flohmarkt in Richtung Auto verließen, kauften sie noch einen großen Strauß rosafarbener Rosen.

In Kreuzberg bogen sie in die Hofeinfahrt ein, parkten und nahmen alles mit hinauf in Thomas’ geräumiges Loft. Die Sonnenstrahlen fielen durch die hohen Fenster auf den braunen Parkettboden. Thomas positionierte ein weißes Regal gegen einen der fünf Pfeiler im Raum, so dass davor genug Platz blieb. Dann stellten sie eine Figur mit Pastellapplikationen hinein, daneben eine Vase mit den frischen Schnittblumen. Darunter kamen ein paar Bücher, ein grünes Glas mit Murmeln und eine kleine, aus hellgrüner Jade geschnitzte Schildkröte, die Jette einmal geschenkt bekommen hatte. „Wie ein Stilleben“, sagte sie. Und Thomas ergänzte: „Und jetzt musst nur du noch selbst hinein ins Tableau! Zieh dir die Klamotten über!“ Sie nahm einen Mantel und ein rosa Jersey-Kleid und schlüpfte hinein, steckte sich die blonden lockigen Haare hoch und legte eine üppige Perlenkette und Perlenohrringe an. Zum Schluss streifte sie beigefarbene halterlose Strümpfe über und stieg in helle Wildleder-Pumps. So stolzierte sie ein paar Schritte durchs Loft, drehte ihre Hüften schwungvoll herum und funkelte ihn mit ihren dunkelblauen, leicht verklärten Augen an. „Du siehst bezaubernd aus, als seist du aus dem Bild gesprungen. Der Look steht dir fantastisch, so weiblich und elegant, und auch ein bisschen schräg: die große Perlenkette und die kitschige Brosche.“ Sie unterstrich: „Das Übertriebene gefällt mir besonders gut. Es ist ein Statement, eine Provokation.“ Das war wie ein Stichwort für ihn: „So ist das also, provozieren möchtest du, aus der Reihe tanzen, na, da muss ich gleich mal die Zügel fester anziehen.“ Er ging auf sie zu und griff nach ihren Handgelenken, hielt ihre Arme fest. „Und so dann womöglich durch die Straßen gehen, die Leute anstiften, sich zeigen, irgendwann rutscht dir dann das Kleid hoch und alle sehen deine Strümpfe!“, scherzte er. Sie musste kichern und sträubte sich, versuchte spielerisch seinem Griff zu entkommen. Doch er hielt nun ihre Handgelenke hinter ihrem Rücken fest. Sie dachte, was er sich wieder zusammenreimt und sich vorstellt, Ungezogenheiten in der Öffentlichkeit, das ist wirklich typisch für ihn. Er dreht mir das Wort im Mund herum und legt alles zu meinen Ungunsten aus. Und dann ging er noch weiter: „Bei solchen Gedanken muss jetzt eine kleine Strafe folgen. Das kann ich dir nicht durchgehen lassen.“ Jette musste kichern und schüttelte sich. Er aber nahm ein paar Handschellen, kettete ihre Arme aneinander und wies sie an, sich nicht zu bewegen. Er holte einen braunen Chesterfield Sessel mit hoher Rückenlehne und platzierte ihn vor das dekorativ bestückte Regal, nahm dann die Handschellen ab, zog ihr den Mantel aus und sagte ihr, sich auf die Armlehnen des Sessels zu knien und die Ellenbogen auf die Rückenlehne abzustützen. „Bleib so, beweg dich nicht“, befahl er. Er holte ein leichtes Seil und band ihr die Hände vorne zusammen. Jetzt war sie Teil des Tableaus geworden: das weiße Regal mit der Blumenvase, der kleinen grünen Jade-Schildkröte, die Bücher und das Glas mit den Murmeln, davor sie in den Shabby-Chic-Klamotten gefesselt in einer obszönen Stellung auf einem Ledersessel. Dadurch, dass ihre Knie recht weit auseinander standen, war sie in einer brisanten Position, präsentierte unfreiwillig ihren Hintern. „Uuh, das gefällt mir!“, raunte Thomas und ließ langsam seine Hand auf ihren Po gleiten, streichelte ihn. Dann schob er ihr das Kleid hoch und zog ihren Slip runter, so dass ihr nackter Hintern richtiggehend leuchtend herausstand. Sie sah, dass er seinen Blick nicht von ihr abließ, völlig fixiert war. Was wird er mit mir in dieser Stellung machen, fragte sie sich. Die Antwort kam prompt: „Ein wenig Strafe muss sein.“ „Strafe?“, fragte sie verunsichert. „Du gefällst mir in diesem Bild einer vergangenen Zeit. Diese provozierende, kniende Position macht mich ganz heiß. Halt mir deinen geilen Arsch hin. Ich werde ihn dir wohl ein wenig versohlen müssen.“ Daraufhin klatschte er ihr mit der flachen Hand auf ihr nacktes Gesäß. Dann noch einmal. Es zwiebelte, der Schmerz durchzuckte ihren Hintern. Dann holte er noch ein paar Mal mit der flachen Hand aus, so dass sich ihr Po rötlich einfärbte. Doch das war ihm nicht genug und er sagte: „Ein bisschen mehr verträgst du schon.“ Er holte eine Peitsche mit langen, weichen Lederschnüren. Wieder zielte er auf ihren Hintern, züchtigte sie auf ihrem nackten Fleisch. Sie musste jedes Mal aufstöhnen, so sehr erregte sie die zwiebelnde Senge. Danach nahm er eine Gerte, die etwas härter war. Mit dieser strich er ihr zunächst nur zart an den Pobacken entlang. Dann aber setzte er kleine, schmerzhafte Hiebe auf ihren Hintern. Sie hinterließen gerötete Striemen und jedes Mal einen brennenden Schmerz, der ihr in den Unterleib zog. Das trieb sie schnell an den Rand ihrer Körperanspannung.

Als letzte „Strafbehandlung“, wie er es nannte, suchte Thomas einen mittelgroßen, goldfarbenen Analdildo und Gleitgel raus. Er fragte sie, ob sie ausprobieren wolle, wie sich der anfühle. „Nur ganz vorne“, beruhigte er sie scherzend. Ihre Lust war zu groß, als dass sie hätte verneinen können. Sie hauchte ihm ihre Zustimmung zu. Er träufelte zunächst das Gleitgel auf den für dieses Loch eher großen Dildo und schob ihn ihr dann leicht rein. Es ließ sie erstarren, sie hielt ganz still. Er glitt gut und rieb ihren Anus. Sie atmete tief und spürte die Stimulation, wie er Zentimeter für Zentimeter weiter rein und wieder raus rutschte. Sie durfte sich nicht bewegen und musste ihm ihr Arschloch überlassen, das er benutzen durfte. Und er tat es. Solange er wollte. Sie verharrte unbeweglich und wurde immer feuchter vor Erregung. Dann zog er ihn raus. Packte ihre Hüften und gab ihr zu verstehen, dass sie sich umdrehen solle. Er löste das Seil, und sie rutschte mit dem Hintern auf das Sesselkissen. Dann kniete er sich vor den Sessel und zog ihren Hintern zu sich ran. Sie ließ ihre Beine über die Lehnen hängen. Zügig knöpfte er ihr Kleid vorne auf und griff nach ihren Brüsten. Gleichzeitig öffnete er seine Jeans und holte seinen inzwischen hart gewordenen Liebesknüppel raus. Auf der rot-violetten Spitze seiner Eichel glitzerte ein Lusttropfen. Er befahl ihr, ihn langsam zu wichsen. Seine Haut fühlte sich weich und klebrig an, rutschte locker und geschmeidig über sein hartes blutgefülltes Glied. Sie schob die Haut rhythmisch über seine pralle Eichel. Er suchte ihren Schlitz und drang dann in sie ein. Sein Penis war genau passend für ihre Muschi, sie zog ihn förmlich zu sich hoch, und er rutschte weiter rein. Sie wollte jetzt seine Stöße fühlen, und er sparte damit nicht. Sie ließ es sich einige Zeit heftig machen, dann stieß er hart und sie ließ sich gehen. Sie merkte augenblicklich, dass sich ihre Finger allmählich verkrampften und die Atmung tiefer wurde. Sie sah plötzlich, wie sich Arme und Hände selbsttätig bewegten. Und dann setzte abrupt ein omnipotenter Blick, eine Art sinnliche Anschauung ein: Jette schaute bei geschlossenen Lidern mit ihrem geistigen Auge, wie sie nach seinem schwarzen T-Shirt griff und es langsam in ihrer Handinnenfläche zu einem Ball zusammenknüllte. Die Hand machte das automatisch. Der andere Arm löste sich, und sie sah, wie er nach hinten fiel. Sie streckte sich in die halbe Rückenlage und es drang ein langanhaltender Ton aus ihrer Kehle, den sie völlig konzentriert hinausfließen ließ. Dann abrupt schnellte sie wieder nach vorne und schlang sich um seinen Hals, fasste ihn so fest, wie es ging. Sie schaute, wie die Finger ihrer rechten Hand zu Krallen verkrampften, die unter seinem T-Shirt in seinen Rücken schnitten und dort rote Kratzer hinterließen. Rot lackierte Fingernägel stehen für Blutdurst, der auf einem männlichen Rücken gestillt werden will, fantasierte sie. Dann fasste sie Thomas mit der anderen Hand an seiner Kehle und drückte zu. In seinem Gesicht war zu lesen, dass er nicht hundertprozentig einverstanden war mit diesem festen Griff. Sie konnte dagegen kaum etwas tun, wollte ihn aber nicht verletzen. Dann schaffte sie es doch, sich zurückzuhalten. Doch ihre automatischen Bewegungen liefen danach ungehindert weiter: Sie sah, wie die Finger der rechten Hand vom Rücken auf seine Schulter wechselten und begannen, sich dort tief in sein Fleisch zu bohren und sich zu verkrampfen. Halt, nicht zu weit, sagte sie sich, etwas mehr Kontrolle bitte, es soll doch zärtlich bleiben. Nun griffen ihre Beine um ihn und umfassten seinen Hintern. Sie zog ihn an sich, und schaute sich nun vollständig in dieser Vision von außen: Vor dem Regal, auf dem Sessel, verkrallt in ihn, das Gesicht vor Lust zu einer Grimasse verzerrt, der Mund weit geöffnet. An diesem Höhepunkt setzte dann, allmählich Glied um Glied, die Entspannung ein. Sie ließ erst die Beine wieder locker, dann die Arme und Hände. Ihr Kopf knickte auf seine Schulter ab. Schwer hing sie dann in den Seilen ihrer Gliedmaßen, die noch um seinen Körper geschlungen waren. Sie dachte nur, das war so schön, bitte nochmal.

Schnell kam ihre Energie zurück und sie setzte sich wieder aufrechter hin. Sie machten es in dieser Art, wenn auch ohne weitere Kratzer, noch drei bis vier Mal. Immer wieder geriet sie in den ekstatischen Zustand ihres vollen Bewusstseins und sah sich als Teil des Bildes. Dieser Modus des Außer-sich-Seins war ein Fest für beide. Es war ungewöhnlich klar und in dem Sinne etwas ganz anderes, als dass es ein plötzlich und mühelos eintretender Zustand war, mit dem sie überschüttet, überströmt, beschenkt wurden.

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