Nackt im Museum

Ein tiefer Einblick in Dr. Wolfs Wunderkammer.

Bild: Yvonne Sophie Thöne

Model / Text: Daniel R. Wolf

So ein Museum voll wunderlicher Dinge sagt wohl eine Menge über seinen Besitzer aus. Denn eine Sammlung ist abhängig vom Geschmack und den Fähigkeiten, Ideen und Möglichkeiten des Sammlers. Dieser ist somit nicht nur ihr Erschaffer und Besitzer, sondern auch in gewisser Weise ein Teil von ihr. Er präsentiert sich mit seiner Sammlung (mehr oder weniger deutlich) selbst. Insofern schien es nur folgerichtig, den Sammler auch einmal zum Ausstellungsstück zu machen. So geschehen in „Dr. Wolfs Wunderkammer“ im schönen Hann. Münden an der Deutschen Märchenstraße.

Der Ursprung des Museums, wie wir es heute kennen, liegt in sogenannten Wunderkammern. Die obere Schicht der Gesellschaft des 16. Jahrhunderts pflegte in solchen zusammenzukommen, um das zu tun, was

heute manch ein schnell verlegener Elternteil versucht, seiner Nachkommenschaft abzugewöhnen: Man war neugierig! Auf die Welt, welche sich gerade erst einmal wieder als viel größer als bislang angenommen entpuppt hatte und auf alles was da in ihr kreuchte und fleuchte; den eigenen Körper, sein Leben und Sterben, seine Anatomie und insbesondere die Erotik – ein geradezu klassisches Sammlungsgebiet – mit eingeschlossen.

Diese Neugier zu befriedigen, hieß über Jahrhunderte hinweg nicht weniger, als zu versuchen, die ganze Welt (in Form in ihr gefundener Tiere, Dinge und Erzeugnisse) in die eigene Stube zu holen. Und bei all den Problemen, die dies aus heutiger Weltsicht mit sich bringt, hat sich doch so einiges bewahrt, was sich erstmals in diesen Räumen des Wunderns und Forschens etabliert hatte: Der Mensch, er sammelt, er staunt, er berührt und er versteht gerne, was ihn umgibt. Manch einem ist dies nicht einmal bewusst, ein anderer gibt sich dafür dieser Lust des Lernens und der Neugier in besonderem Maße hin und gründet kurzerhand ein ganzes Museum.  

Und auch wenn man(n) sich am Ende als Kuriosum in der eigenen Sammlung offenbaren mag, so begegne man diesem mit einem Augenzwinkern. Sowie dem Apell, offen zu bleiben für Neues, am Ungewohnten Freude zu finden und bereit zu sein, die eigenen Komfortzonen zu verlassen. Denn dies ermöglicht spannende Erfahrungen, eröffnet neue Horizonte und wirft neue Fragen auf. Neugierde beflügelt den Geist und macht die Welt spannender.

Überzeugen Sie sich gerne einmal selbst davon, wenn Sie dem Hausherren in seinem kleinen Museum einen Besuch abstatten (angemessene Garderobe erwünscht).

www.dr-wolfs-wunderkammer.de

Die vollständige Fotostrecke finden Sie in Séparée No.26.
 

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