Langsam, bedächtig, geradezu andächtig greift Michael in den dunkelgrauen Schlamm und verteilt ihn auf seiner hellen Haut. Es ist ein uraltes Ritual peruanischer Medizinmänner.
Aber wir sind nicht in Peru, sondern an einem ruhigen Nebenarm eines großen Flusses in Mitteleuropa. Michael ist Schamane. In seinem anderen Leben vor und neben dem Schamanismus arbeitet er als Berater, weshalb er hier anonym bleiben möchte. Seit einem Jahr lässt er sich zum Schamanen ausbilden. Es war ein langer Weg, der ihn dort hingeführt hat, wo er heute im Flussbett steht und mir Einblick gewährt in eine Welt, die in und um uns ist, aber die wir zu lesen verlernt haben. Seine persönliche Suche nach Sinn, private Schicksalsschläge und das vage Gefühl, dass die Welt, zunächst seine eigene, aus der Balance geraten war, bildeten den Ausgangspunkt für seine Selbstfindung.
Dabei entdeckte er Kräfte und Energien in sich, die anderen offenbar fehlen. Dass bei einem wichtigen Geschäftstermin ein Glas aus heiterem Himmel in tausend Stücke zersprang, schien nur ihm von Bedeutung. Die restlichen Anwesenden taten es als Materialschwäche und Betriebsunfall ab. War es Zufall, dass der Deal, über den verhandelt wurde, später scheiterte?
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