Interview: Cäcilia Fischer, Foto: Dan Carabas
Der Berliner Fotograf Dan Carabas will seine Kunst in einem immer wieder neuen Kontext zeigen. Inzwischen arbeitet er multidisziplinär vor allem mit Seilen, die mit Gips zu Skulpturen und dann zu dreidimensionalen Abdrücken werden, die er am Ende fotografiert.
Wie sind Sie zur Arbeit an Skulpturen gekommen? Sie haben als Fotograf angefangen.
Das stimmt. Ich habe vor circa 17 Jahren als Modefotograf in Wien angefangen. Nach circa zehn Jahren im Ausland zog es mich schließlich zurück nach Deutschland und ich machte in Berlin den Schritt in Richtung Werbefilm-Regie. Im Corona-Lockdown entschied ich mich, das Jahr 2022 der Kunst zu widmen. Ich habe mit Baumwollstoff und Seil den menschlichen Körper durch Shibari-Technik verformt, diese kurzlebigen „Skulpturen“ fotografisch festgehalten und final auf große Holzplatten gedruckt. Als ich dann im Sommer 2024 auf einer Ausstellung in der Schweiz die Gips-Arbeit des Bildhauers Hans Josephsohn kennenlernte, brachte mich das zum nächsten Schritt. Zurück in Berlin bat ich meine Freundin, für ein Experiment mit Gips und Seil zu modeln. Dabei entstand die erste reale Skulptur, die ich auch gleich auf meiner Ausstellungseröffnung zur Berliner ArtWeek im September 2024 präsentieren konnte. Sie kam sehr gut an.
Warum, was glauben Sie?
Der Prozess ist etwas Besonderes. Erst halten die Seile den Gips und dann hält der Gips die Seile. Wenn er ausgehärtet ist nach ca. 15 Minuten, kann ich ihn vom Körper lösen, indem ich die Seile durchschneide. Ich habe also ähnlich zum Anfangs-Projekt eine Skulptur geschaffen, die zwar vergeht, aber jetzt bleibt direkt der dreidimensionale Abdruck dieser Skulptur erhalten, anstatt über den Weg des zweidimensionalen Druckes zu gehen. Die Skulpturen kurz nach der Entstehung noch am Körper der Models zu fotografieren, ist ein weiterer wichtiger Teil des ganzen Prozesses.
Wie würden Sie Ihre Performance beschreiben, bei der Ihre Skulpturen entstehen?
Ich mag es, wenn Kunst nah und erlebbar ist und Besucher auf einer Ausstellung möglichst viel erleben, daher fing ich an, bei meinen Ausstellungseröffnungen auch immer eine Performance anzubieten. Erst war es anfangs noch mit Seilen und Stoff, inzwischen arbeite ich aber nur noch mit Gips und Seilen. Das Ganze dauert circa eine Stunde und die Zuschauer beschreiben es oft als sinnlich und meditativ. Ich versinke da sehr in dem Moment und bekomme nicht mehr viel mit von dem, was um mich herum passiert. So konnte ich meine Performance schon auf ziemlich großen Bühnen und wilden Partys anbieten wie im Kitkat Club. Mein letztes Event war ein Fashion- und Kunst-Projekt auf der Berliner Fashion Week im Februar dieses Jahres mit dem Modedesigner Jean Gritsfeldt, bei dem ich eine Skulptur von seinem Körper live als Performance während seiner Fashion Show erstellt habe. Das Schöne ist: Die Skulptur entsteht für alle sichtbar vor Ort und ist dann sofort präsent, wenn man sie vom Körper des Modells nimmt. Bei der Fashion Week im Sommer werde ich auch wieder dabei sein, denn es gefällt mir sehr, meine Kunst in einem immer wieder neuen Kontext zu zeigen.
…
Das vollständige Interview und viele weitere Kunstwerke von Dan Carabas finden Sie in Séparée No.46
-
Séparée No. 46
8,90 €inkl. 7 % MwSt.
zzgl. Versandkosten
Lieferzeit: 2 - 4 Tage
In den Warenkorb
-
Séparée No. 46 als epaper
5,90 €inkl. 7 % MwSt.
In den Warenkorb