Du brauchst Sex?

Du bist doch behindert!

Text und Model: Jenny Aurelia Laclaire / Foto: Yvonne Sophie Thöne

Sex mit Behinderung

Ich heiße Jenny, bin 39 Jahre alt, studierte Philosophin, klassische Philologin, katholische Theologin, ehemalige Lehrerin, Ex-Nonne, schwerbehindert seit 2018, ein Pflegefall. Ich lebe bei meinen Eltern, verlasse nur selten das Haus zu Arztbesuchen, Therapien oder, wenn es mir gut geht, auch zu einem Spaziergang. Meine FreundInnen und Bekannten höre und sehe ich nur per Telefon bzw. WhatsApp. Weil mein Immunsystem sehr schwach ist, lebe ich, aufgrund der Ansteckungsgefahr bei anderen, eher isoliert.

Eine Beziehung habe ich noch nie geführt, ich hatte noch nie Sex, nicht einmal einen Kuss, da sich einfach nichts ergeben hat. Und es wird auch auf absehbare Zeit in dieser Hinsicht nichts passieren, aufgrund meiner Polyneuropathie und Small-Fiber-Neuropathie, Krankheiten, durch die mein gesamtes Nervensystem geschädigt ist. Direkte Berührungen meiner Haut vielerlei Art, z.B. durch Menschen oder Textilien wie Samt oder Kaschmir etc., verursachen Schmerzen, fühlen sich wie kleine Elektroschocks an oder sind einfach unangenehm, weshalb ich zu jeder Jahreszeit meistens vollkommen bedeckt gekleidet bin, wenn ich außer Haus gehe, inklusive Hut und Handschuhen

Trotz allem bin ich ein optimistischer, meistens fröhlicher Mensch, habe viele Interessen, nette Menschen um mich, genieße jeden Tag, bin diszipliniert, ausgeglichen, liebe mein Leben. Dennoch hat mir lange Zeit etwas Elementares gefehlt, das ich jedoch erst mit der Zeit entdeckt habe: Berührung, Lust, das vollkommene Loslassen.

Als Philosophin hat Jenny Sex für sich neu definiert. Ihre spannende Reise dorthin beschreibt sie in Séparée No.37.

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