Text: Séparée
Neujahrsvorsätze sind nicht mein Ding. Ich glaub, ich hatte noch nie einen. Eigentlich war ich bisher ganz zufrieden mit meinem Leben, so dass mir nie etwas eingefallen ist, das vorsätzlich zu ändern ich Grund gehabt hätte. Auch dieses Jahr wischte ich die Fragen von Bekannten zu diesem Thema gedankenlos zur Seite, doch dann, eine Woche später, ging mir ein Licht auf.
Dieses Jahr werde ich mein Beuteschema ändern, beschloss ich zwar spontan, doch sehr vehement. Dieses Jahr ist Schluss mit Männern, die mich mehr anstrengen als vergnügen. Das Dumme ist nämlich: Ich stehe dauernd auf die falschen Männer, auf junge, schöne und begnadete Kerle, die leider bei vielen Frauen begehrt sind. Männer, die ihrerseits auch wieder alle Frauen haben können und die Qual der Wahl in lästiger Unverbindlichkeit zum Ausdruck bringen. Männer, die mich zwar nicht von der Bettkante schubsen, an denen man sich aber die Zähne ausbeißt, wenn man nur ein kleines Bisschen mehr haben möchte als gelegentlichen Sex.
Dieses Jahr werde ich mich nicht mehr um solche Männer bemühen. Dieses Jahr konzentriere ich mich auf Männer, die mich wirklich wollen, nicht nur als gelegentliche Gespielin, sondern richtig, mit allem Drum und Dran. Dieses Jahr weise ich die Männer, die zwar vielleicht nicht ganz so schön und knackig und begabt sind, nicht von mir, sondern lasse mich mal auf sie ein, lasse mich bekochen, massieren, in den Arm nehmen und trösten, wenn das Leben mal gemein war. Ich lasse mich verwöhnen und vergöttern. Dieses Jahr lasse ich mich auf Händen tragen, von denen, die es wirklich wollen und wahrscheinlich auch können.
Und falls das mit dem Spatz in der Hand doch nicht für mich funktioniert, kann ich nächstes Jahr ja ruhig wieder auf Taubenjagd gehen.